Neues vom Stadtschreiber: Rundumversorgt

von Hans-Benno Hauf 

In einer schriftlichen notariellen[1] Vereinbarung zwischen einer Witwe und einem Landwirt in Ginsheim zur Übergabe einer Hofreite und zweier Ackergrundstücke in der Ginsheimer Gemarkung verpflichtet sich der Landwirt am 1. Oktober 1947 zusätzlich auf Lebenszeit laufende, unentgeltliche Ernährungsbeihilfen als Bringschuld zu gewähren:

• jeweils freitags ein Brot von 1000 Gramm
• dienstags und freitags 1 ½ Schoppen Milch
• halbmonatlich ¼ Pfund Butter
• von März bis einschließlich September monatlich[2] je zehn Stück frische Eier
• von Oktober bis einschließlich Februar monatlich je sechs Stück frische Eier
• vierteljährlich fünf Pfund Weizenmehl
• vierteljährlich ein Zentner gute Speisekartoffeln[3]
• jährlich zwei Töpfe Latwerg im September – Oktober
• jährlich zehn Pfund Weizen zum Mahlen im August – September
• jährlich zwei Pfund gutes Schweinefett
• jährlich drei Pfund Hausmacher-Wurst
• jährlich vier Pfund Schweinefleisch[4]
• jährlich ein Zentner gemischtes Tafelobst (Äpfel)
• jährlich 25 Pfund Gute Luise Birnen
• jährlich 25 Pfund Flaschenbirnen
• jährlich 10 Pfund Speisebohnen für Bohnensuppe
• jährlich eine Flasche (1 ½ Schoppen) Salatöl
• jährlich nach Wunsch und Menge der Witwe Weißkraut, Wirsing, Rotkraut, Spinat, Erbsen, grüne Bohnen, Karotten, Gurken, Tomaten

Im Krankheitsfalle der Frau Witwe ist volle Verpflegung zu gewähren und herzurichten. Bei einem Krankenhausaufenthalt muss ergänzend zur Behandlung Unterhalt und Pflege übernommen werden. Frau Witwe gibt der Hoffnung Ausdruck, dass sich die Ehefrau von dem Landwirt für die Durchführung der Vereinbarungsbedingungen besonders zu ihren Gunsten einsetzen wird.

Bleibt zu hoffen, dass die Witwe die Ernährungsbeihilfe viele lange Jahre in Anspruch nehmen konnte.

[1] bekanntes Notariat in Groß-Gerau

[2] zu liefern in der Zeit vom 1. bis 5. eines jeden Monats

[3] zu liefern in den ersten fünf Tagen nach Beginn des Vierteljahres

[4] zu liefern eine Woche nach Vornahme einer Hausschlachtung