Neues vom Stadtschreiber: Die letzte Mainfähre

 

von Hans-Benno Hauf

Bis zur Einweihung der Straßenbrücke am 28. September 1889 hielt eine Fähre (genannt „Nehe“[1]) die Verbindung über den Main von Kostheim in die neu entstehende Ginsheimer „Filiale“ Gustavsburg oder nach Bischofsheim. Für die in Kostheim in die Schule gehenden Gustavsburger Kinder war der Schulweg über die Fähre harmlos und abwechslungsreich zugleich, manchmal  aber nicht ungefährlich. Wenn die Kostheimer Landwirte ihr Vieh von der Ochsenwiese heimführten oder ein Viehhändler einen Viehtransport nach Mainz brachte, mussten die wenigen Schulkinder den Platz auf der Fähre mit störrischen Ochsen und ungeduldigen Kälbern teilen.

Wenn der Main Treibeis führte, hatten die Schulkinder „Treibeisferien“. An einem Wintertag im Jahre 1887 waren die Kinder bei Treibeis zwar mit dem Nachen nach Kostheim gebracht worden,  doch schwoll der Eisgang im Laufe des Vormittags so gefährlich an, daß jeder Übersetzverkehr eingestellt werden musste. Durch das Ausbleiben der Kinder beunruhigt, begaben sich die Gustavsburger Eltern in den Nachmittagsstunden zum Mainufer und brachten schließlich ihre Kinder über die Mainzer Straßenbrücke und die Eisenbahnbrücke bei einbrechender Dunkelheit wieder nach Hause.

Die Fähre stellte den Dienst nach Einweihung der Mainbrücke ein. 

Das Bild[2], u.a. mit Dina Rauch und ihren Schwestern aus Gustavsburg, hält diesen Moment für die Nachwelt fest.


[1] Repro im Heimatmuseum Ginsheim, Textquelle: Lokal-Anzeiger vom 18.10.1963
[2] von mittelhochdeutsch Newe, abgeleitet von lateinisch navis, das Schiff

 
Klassische Ansicht

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