Neues vom Stadtschreiber: Findige Siedler

Stadtschreiber
 

von Hans-Benno Hauf

Am 1.10.1935 beziehen 52 Familien mit rund 300 Personen in der neuen Ginsheimer Siedlung am Wingertsweg die von der Stadt Mainz finanzierten Doppelhäuser, nachdem durch Los entschieden ist, wer wo einziehen darf. Jahr für Jahr zahlen die Siedler Miete und Tilgung und 1952 ist es soweit, dass die Überschreibung stattfinden soll. Zur Überschreibung bestellen die Siedler einen Mainzer Notar zur Amtshandlung nach Ginsheim, um alten und kranken Leuten die Fahrt nach Mainz zu ersparen.

Aber wer denkt schon an das große Hindernis der neuen Ländergrenze Rhein. Just an dem Tag, als 48 Siedler zur Ausstellung der Urkunden erscheinen, bestimmt das Frankfurter Oberlandesgericht, dass ein rheinland-pfälzischer Notar in Hessen nicht zur Amtshandlung befugt ist und für Ginsheim ein hessischer Notar zu beauftragen sei.

Kurzerhand chartern die Ginsheimer Siedler ein Ginsheimer Motorschiff. Alte und Kranke werden von Sanitätspersonal an Bord gebracht. Man kreuzt auf der Zonengrenze Rhein und vollzieht mit dem rheinland-pfälzischen Notar vor dem rheinland-pfälzischen Laubenheim am 4. Oktober 1952 den feierlichen Akt der Überschreibung an die neuen Eigentümer[1]. Im hessischen Ginsheim zurück wird das seltene Ereignis in froher Runde gebührend gefeiert.


[1] Quelle: Festschrift der Siedlergemeinschaft zum 50jährigen Bestehen

 
Klassische Ansicht

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