Neues vom Stadtschreiber: Wilhelm Fauth

Neues vom Stadtschreiber: Wilhelm Fauth
 

von Hans-Benno Hauf

wird 1885 in Oberflörsheim bei Alzey geboren. Die Familie zieht 1889 nach Ginsheim. Der Vater findet auf dem Hofgut Rockenwörth auf der Neuaue eine Anstellung als Verwalter. An die Schulzeit schließt sich ein Praktikum als Schlosser an. Technisch begabt studiert er Maschinenbau am Rheinischen Technikum Bingen[1]. Danach arbeitet er im Werk Gustavsburg der Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg. Unter anderem erstellt er die Pläne für die 1914 gebaute „Bauernbrücke“ über den Schwarzbach auf die Ginsheimer Neuaue.

Nach dem Verlust der Arbeitsstelle macht er seine Leidenschaft, die Fotografie, zum Beruf. Er lebt seit 1918 bis zu seinem Tod im Jahr 1956 im ehemaligen Gemeindebackhaus in der heutigen Hauptstraße 41. Dort, zwischen dem Fachwerkhaus und der Scheue, ist sein „Freiluft-Atelier“. Der Mann mit Anzug, Hut, Krawatte und Kamera ist zu jedem Anlass und Gelegenheit oft mit dem Fahrrad unterwegs. Hochzeiten, Familienfeste, Firmen, Jubiläen, werden auf Glasplatte gebannt und wer ein Passbild benötigt oder sich später an die Konfirmation erinnern möchte, der ist bei Wilhelm Fauth in der „Backesgass“ an der richtigen Adresse.

Der ambitionierte Fotograf nimmt oft viel Mühe auf sich bei der Motivsuche. Er klettert mal auf einen Strommast, wird im Glockenturm der Kirche am Damm gesichtet oder verschafft sich mit der mitgeführten Säge einen „freien Blick“ durch das Blätterdach eines hohen Baumes. So entstehen außergewöhnliche Aufnahmen von Fluss und Landschaft aus ungewohnter Perspektive. Über mehrere Jahrzehnte zeichnet Fauth den Alltag in Ginsheim, das Leben der Bauern, der Müller und Fischer, der Arbeiter im Handwerk, der Geselligkeit in den Gasthäusern und auch das Treiben während der Fastnachtstage.

Ihm gelingen aktuelle Momentaufnahmen wie die Ginsheimer Hochwasser-Silhouette im Jahr 1930, ein Bild, das noch heute manch Ginsheimer Wohnung schmückt oder 1931 die große Zuschaueranzahl nach der Notlandung eines Flugzeuges der Wetterstation Darmstadt auf der Langenau. Mehr als 7.000 Bilder[2] sind thematisch archiviert im Heimatmuseum Ginsheim-Gustavsburg erhalten.

Zu Lebzeiten oft verkannt, ist Wilhelm Fauth sicherlich ein bedeutender Künstler und Fotograf in Ginsheim in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihm sollte posthum die Ehrung mit dem heutigen Bürgerpreis zuteilwerden.



[1] heute Technische Hochschule des Landes Rheinland-Pfalz

[2] u.a. aus dem Nachlass von Werner und  Inge Fauth, Uwe Fauth und Ilse Bender

 
Klassische Ansicht

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