Neues vom Stadtschreiber: Endlich Gas!

Stadtschreiber
 

von Hans-Benno Hauf

Dank der Initiative des Gustavsburger Bürgervereinsvorsitzenden Jakob Fischer erhält der „Industrieortsteil“ der Gemeinde im Jahr 1902 über die Mainbrücke neben einer Wasserleitung vom Kostheimer Wasserwerk einen Gasleitungsanschluss.

Am 8. November 1903 genehmigt die Großherzogliche Kulturinspektion in Darmstadt das Ortsstatut betreffend die Abgabe von Leucht- und Kochgas aus der Gasleitung in Gustavsburg. Nach und nach erfolgt die Versorgung der Industriebetriebe, des Gewerbes und der ersten Privatkunden.

Und Ginsheim? Hier scheitern in den Folgejahren die Pläne an der schlechten Wirtschaftslage. Auch die 1930 erfolgte Eingemeindung nach Mainz ermöglicht zunächst keine Finanzierung. Erst mit einem Arbeitsbeschaffungsprogramm[1] gelingt dies und die Städtischen Betriebe, Abteilung Gasversorgung, beginnen am 15. März 1935 mit fünfundvierzig Notstandsarbeitern und fünf Firmenangehörigen der Firma Küchler & Söhne, Cronberg, die ausgeschriebenen Arbeiten. Von der in Bischofsheim liegenden Hochdruckleitung aus wird Ginsheim über eine 2500 Meter lange, hundert Millimeter starke, geschweißte Mannesmann-Rohrleitung in die Freikorps-Oberlandstraße[2] angeschlossen. Von dort aus erhalten 380 von 540 Ginsheimer Häuser Gasinstallationen in einem schließlich rund 6000 Meter langen Netz. Die Hauszuführungen sind so bemessen, dass jeder Abnehmer neben seinem Gasherd auch noch einen Badeofen und einen Durchlauferhitzer betreiben kann.

Mit Gesang, Tanz und Musik feiern die Städtischen Betriebe Mainz am 29. August 1935 im Saal der Gaststätte Meixner[3] die Errungenschaft. Nach allerlei Hinweisen des leitenden Diplom-Ingenieurs Wiese zum Bedienen der neuen Geräte sowie Tipps von zwei Küchenfeen zum Kochen und Backen entzünden Dr. Falk aus Mainz und Ortsvorsteher Eitel erstmals die Gasflamme. Endlich Gas in Ginsheim!

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[1]
Mainzer Anzeiger Nr. 201 vom 30.08.1935

[2] heute Rheinstraße

[3] damals in der Neckarstraße

 
Klassische Ansicht

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