Sichtbare Mundart: „Puddelgässje“ eingeweiht

Puddelgässje
 

Nun ist es amtlich: Der hintere Bereich der seitlichen Stichstraße der Gustavsburger Wilhelm-Leuschner-Straße 7-9 trägt ab jetzt den Zusatznamen Puddelgässje. Damit setzt der örtliche Heimat- und Verkehrsverein (HVV) in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung eine ursprünglich von Anwohner*innen ins Leben gerufene Aktion fort, Zusatzschilder mit Straßennamen im Volksmund anbringen zu lassen.

In seiner anekdotenreichen Ansprache klärte der 2. Vorsitzende des HVV, Hans-Benno Hauf, die Anwesenden, über die Bedeutung des Namens auf. Für einige war die Herkunft bereits vorher klar – hier geht es um die mundartliche Bezeichnung für Jauche und Gülle, oder auch Sickergrube für Fäkalien-Abwasser. Im Fall des Gustavsburger Puddelgässje greift offenbar die letzte Deutung, wie Hauf zu berichten wusste: „In Gebieten ohne Kanalisation wurde früher das Fäkalien-Abwasser in Sickergruben geleitet, die von Zeit zu Zeit per Hand mit einem Schöpfeimer oder einer Pumpe geleert, abgefahren und entsorgt wurden. Ein solches Gebiet in Gustavsburg lag zwischen der heutigen Pestalozzistraße, der Wilhelm-Leuschner-Straße und der Gustav-Adolf-Straße. Die Verbindungswege zwischen den Grundstücken hatten keinen Namen, der Volksmund nannte sie Puddelgässje.“

Bürgermeister Thorsten Siehr, selbst Anwohner in diesem Gebiet, konnte das aus eigener Erfahrung bestätigen. Nach der feierlichen Enthüllung des Zusatzschildes an einem Laternenmast berichtete er über den Versuch, einen zu seiner Amtseinführung erhaltenen Apfelbaum im heimischen Garten zu pflanzen. Was als schnelle Aktion gedacht war, endete mit einer Überraschung. „Ich hab‘ den Spaten angesetzt und stieß auf die alte ‚Oms-Grub‘“, so Siehr, der lachend ergänzte: „Der Apfelbaum steht auf gut gedüngtem Untergrund.“

Der HVV, der sich die Kosten dieses und eines weiteren Zusatzschildes für das Puddelgässje mit der Stadt teilt, hat noch weitere Spitznamen in petto, die in den kommenden Jahren das Straßenbild von Ginsheim-Gustavsburg mundartlich bereichern werden.

 
Klassische Ansicht

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