Neues vom Stadtschreiber: Jahrhundertfeier 1813 – 1913von Hans-Benno Hauf In einer gemeinsamen Sitzung, einberufen und geleitet vom
Militärverein, beschließen die
Gustavsburger Vereinsvorstände, eine Jahrhundertfeier im Gedenken an die
Freiheitskriege und an den Sieg in der
Völkerschlacht bei Leipzig über Napoleon durchzuführen. Die Vorbereitung dazu
obliegt dem Festausschuss (Vorsitz: Ingenieur Schoner), bestehend aus zwei
Mitgliedern des Militärvereins und je zwei Mitgliedern der anderen Vereine. Der
Gemeinderat stellt 200 Mark für die Veranstaltungen am Samstag, 18. und Sonntag
19. Oktober 1913 zur Verfügung. In einem Leserbrief[1] heißt es unter anderem:
„Feierlich verkündeten mittags 12 ½ Uhr die Glocken unserer Kirchen die
Allmacht Gottes und mahnten uns zum Dankgebet. Dazwischen fielen einige
Böllerschüsse. Um 6 Uhr abends versammelten sich die hiesigen Vereine und die
Schuljugend am Ditt ‘schen Garten zum Abmarsch nach dem abzubrennenden
Holzstoß. Ein langer Festzug, dessen Teilnehmer ausnahmslos mit Lampions und
Fackeln versehen waren, wallte durch die Darmstädter Landstraße, deren Häuser
festlich mit Fahnen, Fähnchen und Lämpchen geschmückt waren. Eine besondere
Zierde und kunstvoller Schmuck war der mit zahllosen brennenden, elektrischen
Birnen versehene Fabrikturm mit den weithin leuchtenden Jahreszahlen 1813 – 1913. Nun entzündete die
Feuerwehr das Freudenfeuer. Der Gesangverein Einigkeit stimmte in Begleitung
der Musikkapelle das Lied „Die Himmel rühmen des Ew´gen Ehre“. Im überfüllten Saalbau „Bayereicher Hof“
zeichnete der Ortsgeistliche Herr Pfarrer Strack in einer „vorzüglich
ausgearbeiteten Festrede“ ein klares Bild der Zeit vor einhundert Jahren und
gab „der Freude Ausdruck“ über den bestehenden 43jährigen Frieden.
Evangelischer Kirchenchor, Männergesangverein und Gesangverein Einigkeit sowie lebendige Bilder des Turnvereins zu
einem patriotischen Schauspiel“. Nach den Festgottesdiensten in der kath. und ev. Kirche versammeln sich die mit Fähnchen ausgestatteten Kinder in einer Festfeier im Schulhof zu Festreden, Vorträgen der Gesangsvereine und Musikkapelle, Aufführungen des Turnvereins, Jugend-, Wett- und Kinderspiele und Verteilung von Geschenken an die Kinder. Bei Eintritt der Dunkelheit wird vor dem Schulhaus ein Kunstfeuerwerk abgebrannt. Im Programmzettel schreibt der Festausschuss, dass alle Veranstaltungen für die Einwohner Gustavsburgs[2] frei sind, Kinder unter 15 Jahren aber zum Festkommers und den Tanzvergnügen in den Lokalen „Bayerischer Hof“ und „Schöne Aussicht-Ditt“ keinen Zutritt haben. Zu mäßigen Preisen sind Lampions auf der Ditt’ schen Terrasse erhältlich, beim Festausschuss Herrn Eppelmann in der Königswarter Straße 10 können Fahnen zum Preis von 50 Pfennigen geliehen werden.
[1] „ Die Gustavsburg No. 11, November 1913, Beitrag gekürzt [2] ca. 1600 Menschen in 222 Häusern |