Neues vom Stadtschreiber: Woodstock auf der Nonnenau

Plakat Festival
 

von Hans-Benno Hauf

Drei Tage lang dauert im August 1975 das bislang größte Popfestival in unserer Region. Nach Schätzungen der Polizei kommen rund 15.000 Fans auf die Nonnenau, wo auf zwei Bühnen gespielt wird und international und national bekannte Gruppen sich ablösen. Zwar bleiben die groß angekündigten Gruppen Ginger Baker, Donovan, Gentle Giant und Nektar dem Festival fern, sie werden aber von anderen Gruppen[1] wie Thin Lizzy, Baxter, Guru Guru, East of Eden und Back Street Crawler meist gut vertreten. Am besten an kommt Kin Ping Meh aus Mannheim. Während viele selbstverpflegend auf der Insel im Schlafsack übernachten und der eine oder die andere sich ein Schlafpfeifchen gönnt, pendeln die Fans mittels der Fähre, über eine eigens vom THW Mainz im Rahmen einer technischen Hilfeleistung verlegten Pontonbrücke oder durch den mit Chemikalien geschwängerten Altrhein schwimmend von Ufer zu Ufer. Am Sonntag setzt der Regen ein. Während wahre Sturzbäche herunterkommen, harrt eine begeisterte Menge vor der Bühne aus und bringt sich erst nach der letzten von vielen Zugaben völlig durchnässt unter dem großen Zeltdach in Sicherheit. Zuvor warten in brütender Hitze die Fans geduldig nach teilweise stundenlangen Umbaupausen auf die nächsten Songs der Formationen. Die Polizei mit Hauptquartier Ginsheimer Gemeindeverwaltung vermeldet am Ende keine besonderen Vorkommnisse und auch der Arbeitersamariterbund aus Breckenheim hat mit nur einem einzigen Hitzschlag und den halluzinogenen Auswirkungen eines LSD-Konsumenten doch ruhige Einsatztage. Für Frischwasser, für eine abkühlende Dusche oder auch zur Reinigung der acht Toilettenwagen sorgt die präsente Feuerwehr. Je nach Windrichtung erreichen die Bürgermeisterei Klagen wegen Lärmbelästigung mal aus Ginsheim, mal aus den Ortschaften links des Rheins. Auch die Abfallverschmutzung auf der Insel hält sich in erträglichen Grenzen. Mit einem Missklang endet das friedliche Ereignis in „love and peace“ durch das klammheimliche Verschwinden eines Mitveranstalters samt einem Großteil der Einnahmen.

Ticket Rock Island

Übrigens: Im August 1970 fand schon mal ein kleines, aber feines Beatfestival mit sieben Bands auf der Nonnenau statt. Das Südwestfunkfernsehen hat seinerzeit in seiner Sendung „Schau ins Land“ in bewegten Bildern davon berichtet

Quellen: Lokal Anzeiger Bischofsheim, Mainzer Allgemeine Zeitung, Wikipedia, Harald Stieglitz, Jürgen Westhauser


[1] lt. Rock Island Nr. 1 teilnehmende Gruppen u.a. Amon Düül II, Back Door, Earth and Fire, East of Eden, Embryo, Guru Guru, Hardcake Special, Jane,  Tiger B Smitz, Troggs, Veronica, Missus beastly, Mythos, Nine days wonder, Omega, Satyagrah, Please und Satin whale

 
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