Neues vom Stadtschreiber: Das Schreibbuch der Katharina Anna TraupelKatharina Anna Traupel beginnt
am 16.12.1838 als „Industrielehrerin“[1]
ein Schreibheft mit vielen ortsgeschichtlichen Begebenheiten. Noch in diesem
Jahr erhält der Glöckner drei Malter Korn aus dem Kirchenkasten für seine
Dienste und Philipp Traupel und seine Ehegattin Maria Barbara geb. Stahl leihen
vom Ginsheimer großherzoglichen Pfarrer Wickenhöfer zur Anschaffung eines
Wagens mit Zugvieh 120 Gulden zu einem jährlichen Zinssatz von vier Prozent bar.
Dreißig Gulden leiht der Ginsheimer Händler Heium Kahn, welche Katharina in
einem Jahr mit 5 % Zinsen zurückzahlen muss. Sie berichtet 1839 vom Vermögen
des Ortsbürgers und Gastwirts Philipp Sauerwein, der „Gold, Silber, Schmuck,
Kleider, Bettwerk und Brandweinbraugerät, 1000 Malter Kartoffeln, 10 Kauten
Dickwurz“ 1 Sattel, Kaffeemaschine, viersitziger Korbwagen, 4 Wagenpferde und
25 Stämme Bienen“ sein Eigen nennt. Neu in Ginsheim niedergelassen hat sich ein
Bader, der sich mit „Barbieren,
Zahnausziehen, Schröpfen, Aderlassen und Blutegel ansetzen“ empfiehlt.
Besonders erwähnenswert ist für sie, dass Bürgermeister Traupel 1839 einen Kapitalisten sucht, der ihm hilft, die
Gemeindeschulden von 40.000 Florint[2]
abzutragen. Sie zitiert den Brief an den Pfarrer von einer Ginsheimerin, die
schon zwölf Jahre in Paris als Putzmacherin lebt und jetzt für die Behörde dort
einen Geburtsschein braucht, den ihr Bruder Carl in Ginsheim bezahlen soll.
Offensichtlich war sie auf der Mainzer Messe, wo sie sich über
„Merkwürdigkeiten“ wie eine Frau ohne Arme geboren wundert, welche aber schön spinnt, schreibt, näht und
eine Pistole losschießt. 1840 läuft das kölnische Dampfschiff „Prinz Wilhelm“ in Ginsheim ein, um günstigere Witterung für die Weiterfahrt abzuwarten. Im selben Jahr bestellt Katharina beim Samenhändler Vogt in Mainz Frühkappus[3], Zuckerhutwirsing, Majoransamen und französichen Porree. Beim Großherzoglichen Landgericht reicht sie am 4. März Klage ein, weil Ortsbürger und Schuhmachermeister Philipp Linderlich schon sechs Jahr im 2. Stock ihres Hauses wohnt, ohne die Miete in Höhe von 24 Gulden jährlich zu zahlen und sie mit lebensgefährlichen Drohungen überhäuft. Ein Jahr später, am 18. März, übernachtet der Zinngießer, Pfann- und Kesselflicker Christoph Joseph Bleimann aus Mainz bei Herrn Gastwirt Bäcker[4] nebst Frau und 8 Kindern. Ausgeraubt und erkrankt schreibt ein durch die Schweiz, Italien und Frankreich gereister Sohn und bittet um Geld für die Rückreise aus Berlin nach Ginsheim, worauf ihm der Vater den gesamten Ertrag des Hanfäckerchens[5], einen ganzen Louisdor[6] schickt. 1842 ereignen sich in Ginsheim Freveltaten: Beim Ortsbürger
Peter Reichenbach machen im Januar Diebe nachts ein Loch in ein Backsteingefach
und stehlen vier Rollen neue Kronenthaler, sechs Rollen hessische Gulden, zehn
Rollen Preußische Thaler, eine Rolle Kupfermünzen und Kleider, Schuhe und sechsundfünfzig (!) neue
Mannshemden. Ferner wird am Abend des 4. Februar eine Ginsheimer Frauensperson
auf dem Weg nach Bischofsheim räuberisch angefallen, aber der zufällig dazu
kommende Bürger Stuttmann aus Rüsselsheim verjagt die drei Räuber, „ehe sie
ihre schwarze That ganz ausführen konnten“. Am 15. April 1842 schickt sie mit einem Brief nach dem
„wohlgeborener, besonders hoch zu verehrender Herr Doktor“, denn ihr vier Jahre
altes Knäblein Johannes[7]
ist krank, sie vermutet eine Wurmkrankheit. Der aufschlussreiche kleine
Geschehnisbericht endet 1843 abrupt. In einem Eintrag ohne genaues Datum an den
„hochgeschätzten Gevatter[8]
beschreibt sie ihre kleine und beengte Wohnung, die sie in ihren Geschäften
stark beeinträchtige. Sie schlägt ihm vor, sich an der Versteigerung des
geräumigen einstöckigen Hauses eines Ginsheimer Einwohners namens Kickrich
(?) zu beteiligen und… der Text bricht
ab, das Blatt ist herausgerissen! [1] Hauswirtschafts- oder Handarbeitslehrerin für die
Mädchen in der Gemeinde |