Neues vom Stadtschreiber: Schulstuben und Lehrer

Am  24. Mai 1748 unterzeichnet Schultheiß Philipp Voltz für die Gemeinde Ginsheim[1] einen Vertrag[2] mit dem Weißbinder-Meister Johann Georg Heil aus Groß-Gerau. Vereinbart wird die Renovierung der Ginsheimer Schulmeisterstube und der Schulstube im „Tor hov“ (Torhof). Für acht Gulden und 15 Alb. sind Holzbalken und Türen auszubessern und mit brauner und schwarzer Leimfarbe zu streichen. Doch wo befand sich damals die Schulstube und die Wohnung des Lehrers? 1578, als Pfarrer Wilhelm Rommel mit vier Knaben die erste Schule gründete[3], war sie wohl im Amtszimmer des Pfarrhaues. Und als Schultheiß Philipp Orth 1595 für eine neue Schule den Lehrer Heinrich Pauli aus Frankfurt holt und anstellt? Das bleibt auch für die Nachfolger Johannes Rhaptae aus Korbach (1596 – 1600), Konrad Rupp aus Grünberg (1600 – 1607) und Johann Christoph Weibelius aus Gundershausen[4] (1607 -1635) im Dunkeln. Einblick in das Einkommen eines Lehrers kurz nach dem dreißigjährigen Krieges gibt der Antrag des Johann Heinrich Werner[5] vom 4. April 1651 an die Gemeinde. Er, seit 1642 in Ginsheim, bittet um Erhöhung der Unterrichtsvergütung („freywillige Beylage mir beschere“) von derzeit 7 ½ Alb jährlich pro Kind für sich und seine Familie („ich und die meinen“). Seine Bitte hatte wohl Gehör, denn in einem Schreiben vom 19. Februar 1653 an den “großgünstigen und hochachtbaren“ Schultheißen bestätigt er die vom damaligen Bürgermeister „gereichen zwei Gulden“, beklagt aber die schlechte Zahlungsmoral der Pflichtigen (die sich „mit Zahlung  ihres Schuldgeldes sehr schlecht erzeigen“). Doch zurück zur Ausgangsfrage: Seit 1842 sind Schulstube und Lehrerwohnung bekannt, als die Gemeinde ein altes Fachwerkhaus aus dem Raunheimer Wald kauft, in der heutigen Hauptstraße 25[6] aufstellt und Schule und Wohnung unterbringt.


[1] mit den Ortsgerichtspersonen Georg Haft, Nikolaus Laubenheimer, Johann Philipp Reinheimer, Johannes Laubenheimer, Johannes Rauch und Johann Adam Rauch,
[2] im Stadtarchiv Mainz VOA 07/0061, übertragen von Dr. Hildegard Kastrup
[3] die aber schon bald einging, weil die Kinder wegblieben
[4] stirbt aus dem kriegsumkämpften Ginsheim auf der Flucht nach Rüsselsheim
[5] auch „Wermmer“ geschrieben, gestorben 1674 in Ginsheim
[6] das heutige Heimatmuseum

 
Klassische Ansicht

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