Neues vom Stadtschreiber: Garnison am Holzweg

Stadtschreiber
 

von Hans-Benno Hauf

Im Frühjahr 1939 geschieht Geheimnisvolles am Ortsausgang im Gewann „Unterm Holzweg“ - Richtung Hundweg und Kreuzlach. Neben einer aufgestellten Baracke wachsen Masten mit Drähten in den Himmel und in Ginsheim kursieren die wildesten Gerüchte, was da wohl vor sich geht.

Im August ist es dann soweit. Soldaten und Zivilangestellte kommen nach Ginsheim. Untergebracht werden sie teilweise in der Turnhalle[1] und im Saal Meixner in der Neckarstraße[2]. Die Angestellten, meist von der Handelsmarine, wohnen in Privatquartieren. Bis Wohnbaracken und eine Küche am Holzweg hinzukommen,  essen die Soldaten in der Gastwirtschaft beim „Haufe Georg“. Nach und nach sickert das Geschehen am Holzweg durch. Die „Garnison“ tarnt sich als Wetterfunkstelle. In Wirklichkeit werden die Funksignale der französischen  Luftwaffe abgehört. Dazu kennen die Dolmetscher die Standorte der Flugplätze in Frankreich und England sehr genau. Nach der Besetzung von Frankreich wird die „Abhöreinheit“ nach Paris verlegt. Die Nachfolger sind bis zur Kapitulation 1945 Flakeinheiten, zum Schluss mit jugendlichen Helfern besetzt.

Familienchronist Adam Hübner schreibt:

„Nun kam eine Fliegerabwehrkolonie, kurzweg „Flak“ genannt, hierher in die kurz vor dem Kriege am Holzweg  erbauten Baracken[3], die dann immer mehr erweitert wurden. Die Flak hatte anfangs leichte Geschütze, später aber auch Geschütze von 10,5 Zentimeter[4]. Schanzen, Bunker, Schützengräben waren daselbst ausgebaut. Mit der Flak war verbunden eine Abteilung „Funker“ mit Radio Instrumenten. Die Antennen dieser waren auf hohen Masten. Die Mannschaften, 70-80, waren im Ort einquartiert…  In der Nacht vom 3. auf 4. Februar (1945) hatte Ginsheim wieder einen schweren Angriff. …Der größere Teil der Militärbaracken am Holzweg ging in Flammen auf und brannte nieder und dadurch wurde in dieser dunklen Nacht das Feuer weithin sichtbar“[5].



[1] heute Rheinstraße 66-70

[2] gegenüber Metzgerei Hauf

[3] heute im Gebiet der Ulmenstraße

[4] 21. Flakdivision-322/7 RAD

[5] Text teilweise gekürzt

 
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