Neues vom Stadtschreiber: Eine Brücke aus Stein

von Hans-Benno Hauf

Liest man in den ältesten Ginsheimer Quellen, den Weistümern, so fällt in den Gemarkungsbeschreibungen immer wieder die Bezeichnung „Steinn Bruckenn“ (1486) auf. So auch in der „Weisung der Germark und Terminei des Dorfs Ginsheim“ um das Jahr 1500. In Rechnungsfragmenten der Gemeinde aus den Jahren 1558 bis 1575 sind Mieteinnahmen vom Fischwasser an der Steinbrücke belegt und Ausgaben von dreizehn Gulden vermerkt, die die Gemeinde ausgegeben hat, „die Steinbrücke zu machen[1] mit allem Zubehör“. Im Staatsarchiv Darmstadt findet man eine ausführliche Beschreibung des gesamten Ginsheimer Grenzverlaufs, wie er am 7. Juni 1641 vom Amt Kelsterbach, dem Ginsheimer Schultheißen Adolf Herrmann Huss und dem kurfürstlich mainzerischen Schultheiß von Kostheim festgehalten wird: Mitten vff der Steinern Brücken nebens der Schwartzenbach über die große Wießen[2] biß in die Hußlachen[3], von der Hußlachen bis mitten in Rhein.“ Und am 11. August 1704 verleiht Landgraf Ernst Ludwig zu Hessen den Wallerstädtern Bauern, mit ihren Nachen „bis gen Ginsheim zu fahren und jederzeit bei der steinern Brücke halten“ zu dürfen.

Doch wo war diese Brücke aus Stein und worüber? Führte sie südlich von Ginsheim über einen der vielen kleinen Rheinrinnsale, die parallel zur Schwarzbach flossen? Über den das Ried entwässernden Landgraben auf dem alten Fahrweg in Richtung Astheim? Oder gar über einen Teil des Sumpfgebiets, das sich im Gebiet des heutigen Schwarzbachpumpwerks erstreckte, bevor die Hochwasserdämme gebaut wurden? Die Fragen werden wohl niemals mehr beantwortet werden können.


[1] wahrscheinlich: zu reparieren

[2] heute die Frankfurter Wiese vor dem Fasanenwäldchen?
[3]
Lache = Wasser, das sich im Feld sammelt; Huß = vermutlich Haus, also einer Lache an einem Haus. Lage nicht überliefert

 
Klassische Ansicht

Bitte wählen Sie Ihre Cookie-Präferenzen