Neues vom Stadtschreiber: Kältewinter

17.02.1929 auf dem zugefrorenen Rhein vor der Eisenbahnbrücke zwischen Mainz und Gustavsburg – Bild von Georg Glaser
 

Pfarrer Wilhelm Blum notiert 1929: „Die ersten Monate des neuen Jahres standen im Zeichen einer ganz ungewöhnlichen Kälte. War der Januar schon anhaltend sehr kalt, der Februar war von Anfang bis Ende ohne Unterbrechung noch kälter. Seit 1829 war keine solche Kälte. In der Zeit vom 10. bis 12. Februar sank das Thermometer im Minimum bis auf 24 Grad unter null. Tagsüber ging es nicht über minus zehn Grad herauf, an mehreren Tagen. Da war es kein Wunder, daß die Brunnen zum Teil einfroren, sich kaum jemand – selbst an Fastnacht in Mainz – auf die Straße wagte, was bei hiesiger Bevölkerung viel heißen will. Die anhaltend strenge Kälte legte selbst unseren Vater Rhein in eisige Fesseln. Am Sonntag, dem 17. Februar, konnte man ihn zum ersten Mal seit 1895 überschreiten, am 4. März das letzte Mal. Wochenlang ging´s Tag für Tag über den Rhein nach Laubenheim, um dort den Wein an der Quelle zu trinken. Auf dem Eise des Kleinen Rhein[1] vor dem Pfarrhaus wurde Fußball gespielt, auch ein Karussell wurde errichtet. Das Eis des Rheins war eine glatte Fläche, nicht zusammengeschoben wie an vielen anderen Orten, wie zum Beispiel zwischen Bingen und Aßmannshausen, wo der Schreiber dieser Zeilen zweimal den Rhein hinab gelaufen ist. Der Gottesdienstbesuch litt unter der anhaltenden Kälte sehr. Die Besucher setzten sich schließlich alle auf die Empore, weil es da oben wärmer war. Das Eis des Rheins taute langsam und ging ohne Hochwasser ab. Mitte März wurde es schön warm“.

Bild: 17.02.1929 auf dem zugefrorenen Rhein vor der Eisenbahnbrücke zwischen Mainz und Gustavsburg – Bild von Georg Glaser


[1] heute Altrhein bezeichnet

 
Klassische Ansicht

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