Neues vom Stadtschreiber: Gehaltserhöhung

 

Am 29. Dezember 1886 schreibt der Ginsheimer Glöckner Nikolaus Rauch an den wohllöblichen Gemeinderat zu Ginsheim.  Er entschuldigt sich vorab, dass er während seiner dreißigjährigen Dienstzeit den Gemeinderat noch nie mit einer Bitte belästigt hat. Er ersucht um geneigte Bewilligung einer Zulage zu seinem Gehalt, das seit seinem Dienstantritt rund 150 Gulden beträgt. Nur ungefähr 70 Pfennige seien das pro Tag, wo doch die Gemeinde in all den Jahren „viel gewachsen“ und größer geworden ist. Nikolaus Rauch führt sein Gründe an: Die Beerdigungen sind auf das doppelte angewachsen, das Taufgeschirr muss neuerdings getragen werden, so auch bei Nottaufen. Früher hatte ihm jeder Ortsbürger einen Leib Brot zu geben, dann erfolgte die Umwandlung in eine Abgabe von 10 Kreuzer. Dies reiche aber nicht, koste doch ein Leib Brot nunmehr 17 Kreuzer. Das ganze Jahr über ist seine Pflicht, viermal täglich zu läuten und die Kirchenuhr aufzuziehen. Wöchentlich ist die Kirche zu reinigen, weil der Weg davor nicht gepflastert ist. Trotz der Tatsache, keinen einzig freien Tag im Jahr zu haben, verweist ein „dem Gemeinderat gehorsamer Nikolaus Rauch“ auf seine gewissenhafte Pflichterfüllung all die Zeit und bittet um Gewährung „wenigstens einer Kleinigkeit von 20 Pfennigen pro Tag“ mehr. Ob er sie bekommen hat, die erhoffte Gehaltserhöhung?

 
Klassische Ansicht

Bitte wählen Sie Ihre Cookie-Präferenzen