Neues vom Stadtschreiber ... Neue Orgeln

Neues vom Stadtschreiber: Neue Orgeln
 

Am 30.09.1885 schreiben die Gebrüder Bernhard, Orgelbauer zu Gambach[1], ein ausführliches Gutachten[2] zum Zustand der defekten Ginsheimer Orgel.

Sie schätzen deren Alter auf 160 – 180 Jahren und veranschlagen die Kosten für die Reparatur auf 1460 Mark. Und sie liegen nicht ganz falsch mit ihrer Altersschätzung, denn am 23. März 1747 beauftragt die Gemeinde den (Schul)Lehrer und Organisten Johann Heinrich Werner (Wermmer) mit dem Kauf einer Orgel für die ein Jahr zuvor am 28. August eingeweihten Kirche zum Preis von 130 Gulden zuzüglich der Schreinerkosten. Sehr wahrscheinlich erhielt der Mainzer Bürger Johann Onimus[3] von der seinerzeit bekannten Mainzer Orgelbauerfamilie den Auftrag zum Orgelneubau[4]. Ob diese alte Onimus-Orgel von den Gebrüdern Bernhard wie angeboten repariert wurde oder klapprig bis in die zwanziger Jahre noch gespielt wurde? Jedenfalls wurde mit der Wiedereröffnung der generalüberholten Kirche am 23. Januar 1927 auch die neue Orgel der Gebrüder Link aus Giengen an der Brenz eingeweiht. Nachdem die Kirche 1944 völlig ausbrannte, dauerte es bis zum 2. Juni 1957, als erstmals eine Kemper-Orgel erklang. 1979 renoviert, wird sie am 25. April 1999 zum letzten Mal gespielt, danach abgebaut und die Pfeifen gegen eine Spende abgegeben. Seit 16. April  2000 füllen die Klänge einer Oberlinger-Orgel das Ginsheimer Gotteshaus.

Für sein Orgelspiel zahlte die Gemeinde dem Organisten Johann Heinrich Werner jährlich am Martinstag[5] zehn Gulden[6]. Der „Contract“[7] von  1747 verpflichtete ihn darüber hinaus, das Jahr über bei Hochzeiten und „Bekräbnis one entgeltlich zu schpielen“.


[1] Theodor (1850–1936) und Karl Rudolf Bernhard (1854–1909), Unternehmen bis zum Ersten Weltkrieg

[2] im historischen Archiv des Heimatmuseums

[3] geb. 1689 in Ettenheimmünster (Baden), gestorben 1759 in Mainz

[4] laut Wikipedia 2018 sind  in der Region sechs Neubauten nachgewiesen, darunter eine einmanualige in Ginsheim. Einzig erhalten ist die der Ilbenstädter Basilika

[5] 11. November

[6] Kaufkraft von 10 Gulden 1747: etwa 405 Arbeitsstunden für einen Tagelöhner (Quelle: Wikipedia 2018)

[7]  Vertrag im Stadtarchiv Mainz, VOA 07/0061 übertragen durch Dr. Hildegard Kastrup

 
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