Neues vom Stadtschreiber: Das alte evangelische Pfarrhaus

 

Von Hans-Benno Hauf

Aus alten Urkunden ist nachweisbar, dass ein Pfarrhaus bis zu den Wirren des dreißigjährigen Krieges in Ginsheim stand. In der Schwedenzeit wurde es abgerissen. Auch die Pfarrscheuer  wurde 1647 durch den damaligen Mainzer Kommandanten abgebrochen, weil die Ginsheimer die Holz-lieferungen zum Palisadenbau verabsäumten. Ganze dreißig Jahre mussten die Pfarrer zur Miete wohnen.  Erst 1668 wurde der Neubau eines Pfarrhauses beschlossen, das 24 Schuh breit und 45 Schuh[1] lang sein sollte. Doch dann tat sich nichts. Noch 1671 klagte Pfarrer Nicolai, dass er in einer üblen Privatwohnung wohnen müsse und  das neue Pfarrhaus schon zwei Jahre der Fertigstellung harre. Dass das dann  bezogene Haus sehr mangelhaft gebaut war, davon zeugen schon 1701 Überlegungen zu einem  Neubau. Doch man begnügte sich 1702 mit einer Reparatur. 1736 wird erneut wegen eines Abbruchs  verhandelt.  Pfarrer Johannes Kröll[2] erfleht, endlich, nach dreißig Jahren wegen miserablen Schlafs erlittener Angst und großem Schaden  in einer neuen Wohnung  leben zu können. Seine eindringliche Bitte bleibt unerhört. Letztlich können sich die Ginsheimer nicht einigen, wer eigentlich baupflichtig sei. Schließlich zieht Kröll nach einem weiteren Jahr in eine Privatwohnung. Das gleiche Schicksal teilt sein Nachfolger Schad[3]. Schließlich droht die großherzogliche Regierung 1740 mit der Rückstufung der Pfarrei in eine Filiale, sollte nicht ein neues Pfarrhaus gebaut werden. Da die Gemeinde auf  ihrer Weigerung  beharrte, blieb das Neubauprojekt noch acht Jahre liegen. Erst 1748 dient das Nauheimer Pfarrhaus als Muster bei den sich bis 1753 hinschleppenden Arbeiten, bevor Pfarrer Ernst Vietor[4] einziehen kann. Über 200 Jahre ist fortan das Gebäude das zuhause der Ginsheimer evangelischen Pfarrer. Zuletzt vierzig Jahre für Pfarrer Wilhelm Blum. 1965 beschließt der Kirchenvorstand den Abriss des alten Fachwerkhauses, das sich dessen widerspenstig gewehrt hat, denn zehn Stahlseile sind gerissen, bis es umgelegt war.  Am 01. August 1968 wird das neu gebaute Pfarrhaus in der Rheinstraße 2 von Pfarrer Ulrich Kretzer bezogen.


[1] ca. 7 x 13 Meter
[2]
  * 1678, gestorben am 25. März 1739 in Ginsheim, Pfarrer in Ginsheim seit 1706
[3]
August Philipp Schad, ev. Pfarrer in Ginsheim von 1739 bis 1747
[4]
1747 - 1759


 
Klassische Ansicht

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