Neues vom Stadtschreiber: Landtagsabgeordneter und Oberschultheiß

Von Hans-Benno Hauf

Johann Georg Philipps wird am 12. September 1774 in Trebur Oberau geboren. Er heiratet 1798 als Erbbeständer[1] in Ginsheim in der Hauptstraße 24 die gleichaltrige Anna Barbara Rauch[2]. Sie schenkt ihm drei Söhne[3] und vier Töchter[4]. Am 12. Oktober 1815, in den Nachwehen der Befreiungskriege, werden im Ort russische Husaren einquartiert, die erst zufrieden sind, als sie vom Schultheißen[5] Philipps zwei Kumpf Hafer (16 Liter) erhalten. 1820, die Ginsheimer und Bischofsheimer Gemarkung steht größtenteils unter Wasser, lehnt der großherzogliche Landrat zu Dornberg das Entlassungsgesuch des Schultheißen ab.

Fünf Jahre später ist Johann Georg Oberschultheiß. Zusammen mit Bürgermeister Schneider und Gemeinderat Jost Hübner unterschreibt Philipps das Dokument zum Beitritt der Gemeinde Ginsheim als Garantiegemeinde für die Gründung der Ersparungskasse des Landratsbezirks Dornberg. Im Jahr 1834 zählt Ginsheim 784 Einwohner, als der neunundvierzigjährige Johann Georg am 26. April für die Liberalen als Abgeordneter des Wahlbezirks Starkenburg 2/Groß-Gerau in die Zweite Kammer der 6. Landstände des Großherzogtums Hessen einzieht. Die Wahlzeit betrug normalerweise sechs Jahre, doch Großherzog Ludwig II. löste den Landtag bereits im Oktober desselben Jahres auf. Im Jahr darauf ist Philipps mit Pfarrer Ernst Emmanuel Wickenhöfer[6] und Adam Reinheimer im Schulvorstand und erstreitet für Schullehrer Johannes Straub ein neues Hoftor, ein neues Schloß an der Haustür und die „gewünschte nöthige Reparatur“[7] im Kuhstall.

Am 17. März 1856 schreibt Philipps an den Sparkassenverein Groß-Gerau, dass ihm eine „persönliche Betheiligung an den jährlichen Generalversammlungen wegen meines vorgerückten Alters nicht möglich“ ist, jedoch „aufmerksam die Beschlüsse und das Gedeihen des Instituts verfolge“. Er beanstandet nicht satzungsgemäße Ausgaben aus dem Reservefond und fordert, die Zinsen zur Unterstützung der Ortsarmen, besonders zur Arbeitsbeschaffung zu verwenden. Er schlägt zudem vor, wichtige Anträge des Sparkassenvorstandes zur Generalversammlung im Kreisblatt oder per Rundschreiben den Mitgliedsgemeinden vorab zur Kenntnis zu bringen, „damit man sie vorher in Überlegung ziehen und besprechen könnte“. Hochbetagt stirbt Johann Georg Philipps am 16. Mai 1861.



[1] Erbpacht oder Erbzinsleihe mit dauerhafter Trennung von Eigentums- und Nutzungsrecht, seit 1947 in Deutschland verboten
[2] geboren 20.03.1774, verstorben in der Hauptstraße 24 am 15. Mai 1835
[3] Johann Georg Philipps II, 1799 – 1862 wird am 10. 01.1844 als Beigeordneter der Gemeinde Ginsheim  verpflichtet
[4]
recherchiert von Dr. Hildegard Kastrup
[5] Beamter des Landesfürsten mit Aufgaben, Abgaben einzuziehen oder andere Verpflichtungen zu überwachen
[6] 1828 – 1842 ev. Pfarrer in Ginsheim
[7] geschehen in Ginsheim am 4. Februar 1835

 
Klassische Ansicht

Bitte wählen Sie Ihre Cookie-Präferenzen