Neues vom Stadtschreiber: Handwerksbursche Matthäus Mertes

 

Von Hans-Benno Hauf

Matthaeus Mertes[1], ein Handwerksbursche, der selbst nicht schreiben kann, geht am 27. März 1629, mitten im 30 jährigen Krieg, zu Bernhard Wilhelm von Schwalbach, Probst des Klosters Zella[2], um sich in seinem Heimatdorf ein ausführliches Zeugnis[3] seiner Rechtschaffenheit schreiben zu lassen. Der Probst befragt „ehrsame Menner“, die zur Probstei gehören. So auch sein Taufpate „Matthäuß Kimmel“ und dessen liebe Frau Dörte über die Geburt und Herkommen von Matthaeus Mertes. Und über Wesen und Fleiß der Eltern Caspar Mertes und seiner Frau Dorothea, die eheliche Tochter von Johannes Fleischmann, deren jungfräuliche Hochzeit mit nachfolgender ehelichen Geburt von Matthaeus einmütig bezeugt ist. Probst Wilhelm von Schwalbach notiert, dass Matthaeus „ehrlich und redtlich“, mit „guttem Wißen und Willen“ aufgewachsen ist. Er wird „frey von hinnen“ scheiden und sich an Orten „zu seinem Handwerk günstige Beförderung erzeigen“.

Dies benötigt er, um sich auf seiner Wanderschaft ausweisen zu können. Seine Reisen enden in Ginsheim, wo sein mitgebrachtes Zeugnis[4] beim Bürgermeister als Nachweis aus fremden Landen deponiert wird. Denn Matthaeus will Ginsheimer werden und heiraten. Das tat er wohl auch. Denn am  13.11.1677 [5] heiratet offenbar sein Sohn Nicolaus Märtes[6] in zweiter Ehe die Ginsheimerin Anna Maria Reinheimer. Aus seiner ersten Ehe bringt er Sohn Adolph (*07.09.1674) mit. Anna Maria schenkt Nicolaus die Kinder Maria Elisabeth (*05.08.1688) und Philippus (*06.11.1689).

Wann und wo Matthaeus und Nicolaus Mertes verstarben, lässt sich nicht feststellen. Ebenso bleibt im geschichtlichen Dunkel, ob Adolph und Philippus Mertes auf Wanderschaft gingen oder in Ginsheim eine Familie gründeten.


[1]Matthaeus MERTES, geboren zwischen 1588 und 1591 in Zella, Taufpate Matthäus Kimmel aus Zella, nach 1629 verzogen.  Sohn von Caspar Mertes, geb. vor 1570 in Zella, verheiratet  seit 4. Advent 1588 mit Dorothea geborene Fleischmann aus Andenhausen, Tochter von Johannes Fleischmann.  Recherche von Bettina Wagner, kath. Pfarramt Mariä Himmelfahrt in 36452 Zella
[2] in der thüringischen Rhön
[3] Urkundenübertragung von Dr. Dr. Martina Rommel, Mainz, 2016
[4] Pergamenturkunde
[5] recherchiert im ältesten erhaltenen Ginsheimer Kirchenbuch von Dr. Hildegard Kastrup
[6] die Schreibweise in dieser Zeit legte der Schreibkundige fest. Es fehlten allgemein gültige Rechtschreibregeln und so erklären sich verschiedene Schreibweisen

 
Klassische Ansicht

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