Neues vom Stadtschreiber: Dr. phil. h.c. Friedrich Krauß – ein siebenbürgischer Gelehrter in Ginsheim

 

Von Hans-Benno Hauf

Friedrich Krauß, geb. am 31. 12.1892 in Bistritz[1], studiert Theologie und Philosophie in Marburg, Klausenburg und Leipzig und beginnt mit der Sammlung nordsiebenbürgisch-sächsischer Mundart. Er wird Hilfsschulinspektor in Bistritz-Nassod, Pfarrer in Reußen bei Hermannstadt, dann in Weilau bei Sächsisch Regen. 1937 tritt er wegen fortschreitender Schwerhörigkeit in den vorzeitigen Ruhestand und widmet sich in Bistritz als Privatgelehrter seinen sprachwissenschaftlichen Forschungen[2]. Mit dem letzten Evakuierungszug  der Deutschen Wehrmacht verlässt er am 27.09.1944 seine Heimat. Im Gepäck hat er achthundertfünfzigtausend[3]  Zettel mit Aufzeichnungen zur Mundart[4]. Diese rettet er über verschiedene Zwischenstationen wie Wien, mährisch Ullersdorf, tschechischen Zwangsarbeiterlagern, zeitweiser Internierung in Martinroda/ Thüringen, über Marburg schließlich nach Ginsheim[5]. Seine erste Frau stirbt an TBC, von seiner zweiten Frau wird er geschieden. Im Deutschen Gelehrtenkalender 1950[6] ist die Friedrichstraße 11 in Ginsheim verzeichnet. Am 6.11.1951 verzieht Friedrich Krauß nach Bonn, wo der Kulturpreisträger der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen 1975 mit der Ehrendoktorwürde der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn ausgezeichnet wird.  Er stirbt am 5. April 1978 in der Siebenbürgersiedlung in Wiehl-Drabenderhöhe.


[1] Zentrum des Nöslerlandes in Siebenbürgen, Rumänien
[2] Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen, Band VIII, S. 307 ff.
[3]
Institut für geschichtliche Landeskunde der Universität Bonn, Abteilung Sprachforschung
[4]
Grundlage für sein siebenbürgisches Wörterbuch
[5]
„Gelehrtenköpfe aus dem Kreis Groß-Gerau“ in Heimatspiegel Nr. 10 vom 23.12.1953
[6]
Kürschners Deutscher Gelehrenkalender Ausgabe 7/1950


 
Klassische Ansicht

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