Neues vom Stadtschreiber: Evakuierung 1955 HochwasserVon Hans-Benno Hauf Innerhalb weniger Tage im Januar
1955 ist der Rhein durch die Schneeschmelze und die andauernden Niederschläge
über die Ufer getreten und hat weite Gebiete vor der Ginsheimer Ortslage in
einen einzigen See verwandelt. Auf den Hochwasserdämmen wird Dammwache
gelaufen. Das Wasser reicht schon bis an die Sohle der Dammöffnung[1]
in der Rheinstraße. In Gustavsburg müssen Frauen und Kinder, die in den Baracken nahe der Schiffswerft
wohnen, in der Volksschule untergebracht werden. Auf den Rheinauen beginnen die
Vorbereitungen zur Bergung des Viehs, das in den Ställen bereits im Wasser steht.
Zu diesem Zweck ist die in Rüsselsheim stationierte Transporteinheit[2]
der amerikanischen Streitkräfte unter dem Befehl von Captain Miethke mit sechs
Amphibien-Fahrzeuge angefordert und kommt zum mehrstündigen Einsatz.
Ununterbrochen evakuieren sie Rinder und Schweine, landwirtschaftliche
Maschinen und Erntevorräte auch vom Gut Roggenwörth auf der Neuau zu den
Notunterkünften der Landwirte im Ort. Viele interessierte Ginsheimer verfolgen
diesen selbstlosen Einsatz mit besonderer Aufmerksamkeit und Anerkennung für
eine Einheit, die schon bei der Hochwasserkatastrophe zwei Jahre zuvor in
Holland über einhundert Menschen vor dem Ertrinken retten konnte. [1] Pegel Mainz am 18.01.1955: 6,94 m [2] Standortbezeichnung ab 1967 Azbill-Baracks, Einheit 1995 aufgelöst Quellen: Familienchronik Guthmann, Lokalanzeiger v. 21.01.1955 |