Neues vom Stadtschreiber: Ein Anker mit Geschichte

Von Hans-Benno Hauf

2480 kg schwer, vier Meter breit, ist der Anker Sinnbild für Schifffahrt und Fischerei in unserer Stadt mit den Flüssen Rhein und Main. Bereits im Mittelalter boten die der Mainspitze vorgelagerten Inseln als naturgegebene Häfen den Schiffen Schutz vor Feinden. Nach Fertigstellung der ersten Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Mainz durch die Firma Klett & Co. wurden in der Nähe des Schienenstranges fünf weitläufige Hafenanlagen errichtet. Sie waren lange Zeit der bedeutendste Umschlagplatz für Kohle, Baumaterialien, Obst und Südfrüchte nach Süddeutschland und Böhmen.

Nachdem am 6. September 1974 am Ginsheimer Altrheinufer der Anker eines MAN-Schiffskrans

aufgestellt wurde, bemühte sich das Unternehmen um einen weiteren Anker auch für Gustavsburg. Das gelang der MAN 1977 mit dem Erwerb des Ankers vom Passagierschiffes „Louisiane“, welcher der Gemeinde mit Schreiben vom 5. Dezember als Ausdruck der Verbundenheit zu Gustavsburg zum Geschenk überlassen wurde.  Erbaut 1862, als sich der Industrieplatz Gustavsburg anschickte, ein Gemeinwesen zu werden, hatte das Drei-Mast-Schiff mit 85, 44 m Länge, 11,90 m Breite eine Dampfmaschine mit 400 PS, die eine Geschwindigkeit von 11 Knoten ermöglichte.  Die „Louisiane“ konnte 183 Passagiere aufnehmen. Das Schiff sank 1875 vor der Kanalküste und alle Passagiere fanden den Tod.[1] Hundert Jahre später wurde die Bark gehoben.  Ihr Anker, mit der Werknummer 9221 von der Firma Wood in Liverpool hergestellt, erinnert an seinem jetzigen „Liegeplatz“ an der Zufahrt zur Ochsenwiese daran, dass Gustavsburg einstmals den größten Binnenhafen Süddeutschlands hatte.



[1] nach Notizen von Claus Daschmann

 
Klassische Ansicht

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