Neues vom Stadtschreiber: Bayerischer Hof – Kaisersaal – Schwedenhof Haus mit bewegter VergangenheitAn
das Haus Darmstädter Landstraße 105 baut der Unternehmer Bernhard Fischer 1902 einen großen
Tanzsaal mit Bühne an. Noch im Dezember erhält Johann Hartmann die Konzession
für die Gastwirtschaft
„Bayerischer Hof“. Zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege von 1813 feiert
hier, inzwischen
auch „Kaisersaal“ genannt, „halb“
Gustavsburg ein Festkommers und Tanzvergnügen. Kurz
zuvor[1] führt
der evangelische Kirchenchor das Oratorium „Der verlorene Sohn“ von Wilhelm Rudnick[2] auf. Im Ersten Weltkrieg wird auf Anregung von MAN-Direktor
Herrmann eine Volksküche eingerichtet.
1919 gründet sich im Haus ein Arbeiter- und Soldatenrat. Seit 1920 hat Karl
Josef Hafner im Haus, das
dem MAN-Werk Gustavsburg gehört, die
Erlaubnis, Saal und Gaststätte zu führen. Nach dem
Zweiten Weltkrieg inszeniert der Männerchor 1949 die Operette „Das Lied der Heimat[3]“ und
gibt hier seine Konzerte, der GCC besteigt seine närrischen Bretter und
Lehrlinge der MAN erhalten ihre
Gesellenprüfung. Die Gustavsburger feiern noch ihre Kerb, Heinz Schenk führt
seinen „Blauen Bock“ ins Haus, Joe Ludwig und Rolf Braun brillieren mit Mainzer
Humor[4] und
der Ministerpräsident von
Ceylon, Sir John Kotelawala, wird 1955 im Schwedenhof bewirtet. Im Theaterspiel „Robinson darf
nicht sterben“ ist Claus Daschmann der Hauptdarsteller und Siegfried Nachtmann
der „Freitag“ und im Weihnachtsmärchen der Mittelschulklasse M5 unter Leitung von Erich Neliba spielt
Christel Geis das „Aschenbrödel“. Im Jahre 1955 kauft der Hotelier Fritz Kohler
das Gast- und Wohnhaus
und führt es als Renommier-Hotel „Schwedenhof“ mit 50 Betten und Räume für
Konferenzen, Empfänge und Familienfeste. Mit dem ADAC, AvD, Automobilclub der Schweiz und dem königlich belgischen
Touring Club schließt er Belegungsverträge. In den beiden Bundeskegelbahnen
schieben ab 1959 bekannte Mainzer Fassenachter wie Dieter Hummel, Ernst Neger
und „Till“ Dr. Scheu oft eine ruhige Kugel. 1972 zieht sich Fritz Kohler aus dem Hotelbetrieb zurück. Der Schwedenhof dient fortan für einige Jahre der Kostheimer Firma Linde als Gastarbeiter-Wohnheim, zeitweise stellt das ZDF Requisiten im Kaisersaal unter. Dann renovieren Renate Heeb, geb. Kohler und ihr Ehemann die Hotelzimmer zu modernen Wohnungen, es ziehen eine Express-Reinigung und ein Schuh-Selbstbedienungsladen Filtzinger ein. Die ehemalige Gaststätte und der Kaisersaal wird zum Lebensmittelmarkt LIDL umgebaut, der am 18.11.1980 öffnet. Quelle- und Post-Agentur, Blumengeschäft, Spielhalle, Second Hand Flohmarkt und Diskothek folgen in der Mieterliste. Heute sind ein „All in Café Gustav“, ein Catering-Unternehmen, eine Firma für Haustechnik und „Uli´s Markthalle für vergessene Schätze“ untergebracht. [1]
am 23.02.1913 Quellen: |