Neues vom Stadtschreiber: Sommerfrische auf Langenau und Nonnenau - Das andere Kinderparadies der Kinderbuchautorin Tony SchumacherVon Hans-Benno Hauf Am 1. Oktober 1857 heiraten in Ludwigsburg Anna von Baur-Breitenfeld den Oberleutnant und später Königlich Württembergischer General der Artillerie Freiherr Otto von Molsberg. Dessen Bruder Paul Hermann Adolf von Molsberg ist seit 1850 Besitzer des Hofgutes Langenau, das seit Jahrhunderten Afterlehen[1] der Familie Molsberg ist. Heinrich und seine Frau Anna verbringen die Sommerfrische beim Schwager auf der Rheininsel. Und gelegentlich auch die am 17. Mai 1848 in Ludwigsburg geborene „Tony“ Antonie Louise Christiane Marie Sophie von Baur-Breitenfeld[2], die Schwester von Anna. Über den Aufenthalt im Jahr 1861 schreibt sie in dem Buch „Mein Kindheitsparadies“: „Ich erfreute mich nun der ungebundensten Freiheit, durfte angeln, im Kahn mich schaukeln, Rheinkiesel suchen, auf Bäume klettern und dann im Wipfel Märchen lesen, im Kuhstall mich herumtreiben und durfte unter den Weiden, die wie ein kleiner Urwald am Ufer sich erstrecken, stundenlange Entdeckungsreisen machen“. Aus einem im Jahre 2003 wiederentdeckten Tagebuch[3] von Heinrich von Molsberg ist ersichtlich, daß Tony auch 1867 und 1871 zu Besuch auf der Langenau ist. Heinrich von Molsberg kauft 1890 das zweite Hofgut auf der Insel, das Hofgut auf der Nonnenau. Hier spielt sich mit zunehmender Zeit immer mehr das gesellschaftliche Leben in der Familie von Molsberg ab. Zwischenzeitlich heiratet Tony 1875 den siebzehn Jahre älteren Geheimen Hofrat Karl Friedrich Schumacher[1] und lebt fortan in Stuttgart. Nach dem Tod von Heinrich von Molsberg 1909 erbt zunächst Anna das Hofgut, das sie jedoch 1912 an den Freiherrn Otto von Hügel, dem Ehemann ihrer Tochter Elisabeth abtritt. Auch hier ist Tony Schumacher entweder zur Sommerfrische oder zu Familienfesten[2] mindestens sieben Mal, zuletzt im Mai 1927 zu Gast. Im Alter von vierzig Jahren beginnt Tony Schumacher ,sie sammelt Tassen, Krippen und Puppen , zu schreiben und wird eine der renommiertesten Kinderbuchautorinnen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Ihre mehr als vierzig Kinderbücher sind betont pädagogisch und sollen zur Entwicklung des Pflichtgefühls, religiösen Verhaltens und der Nächstenliebe beitragen. Neben ihren Büchern sind Prosa- und Verserzählungen und über 260 Bleistiftzeichnungen erhalten, von denen sie viele aquarelliert hat. Verfilmt ist 1984 ihre Erzählung „Reserl am Hofe“, gefolgt von „Cirkuskinder“ und „Das Turmengele“ (beide 1986). Im Alter von 75 Jahren kehrt die Schriftstellerin in ihre Geburtsstadt Ludwigsburg zurück und nimmt Quartier in einer Wohnung der „Wernerschen Kinderheilanstalt“, wo sie sich um kranke und behinderte Kinder kümmert. Die familiären Bande zu ihrer Lieblingsnichte Elisabeth von Hügel, geb. Molsberg auf der Nonnenau bleiben bis zu ihrem Tod am 10.Juli 1931 erhalten. In Ludwigsburg ist eine Straße nach ihr benannt. [1]
weitergegebenes Lehen |