Neues vom Stadtschreiber: Freizeit- und Badezentrum „Silbersee“

Von Hans-Benno Hauf

Nach Gründung einer kommunalen Arbeitsgemeinschaft und später eines Zweckverbandes und Gesprächen im Hessischen Sozial- und Finanzministerium beauftragen die Gemeindevertretungen von Bischofsheim und Ginsheim-Gustavsburg am 2.3.1971[1]  das Architektenbüro Geller und Müller in Mainz mit einer baureifen Planungsunterlage für ein Hallenbad im Rahmen eines aufzustellenden Bebauungsplans „Silbersee“.  Nach dem der Entscheidung zugrunde liegenden Konzept von Gemeindebaumeister Gottfried Lang sollen ein Hallenbad mit 25m-Becken, Sauna, ein Freibad im vorhandenen „Silbersee“ und ein Freizeitzentrum mit Grünanlagen, Ruhebänken, Minigolfanlage, Café und Bowlingbahn entstehen. Anregungen zur möglichen Ausführung holen sich Mitglieder des Zweckverbandes unter anderem in Darmstadt, Nieder-Olm und sogar in Schaffhausen. Am 5. Juli 1972 beschließt die Verbandsversammlung, bestehend aus Gemeindevertretern von Ginsheim-Gustavsburg und Bischofsheim, die Ausführung einem Generalunternehmer zu übertragen und letztendlich bietet die MAN mit den Firmen B. Fischer und Glückaufbau Frankfurt den Hallenbadbau für die Auftragssumme von 6.729.139,68 DM an. Angesichts dieser schockierenden Summe – gerechnet wurde mit rund 5 Millionen Mark,-  verschiebt der Zweckverband die Vergabe an die neuen Mitglieder der bevorstehenden Kommunalwahl.  Ein Jahr später hebt die Versammlung die alte Submission mit der Maßgabe direkter Verhandlungen mit der MAN auf und erreicht  mit Nachlässen eine Angebotssumme in Höhe von 6,11 Millionen Mark. Weil der Zweckverband mit seinem Vorhaben noch nicht in das Landesförderprogramm aufgenommen ist und der erhoffte Zuschuss von 3  Millionen Mark nicht fließt, lehnt der Kreis Groß-Gerau1973 aufsichtsbehördlich eine Kreditaufnahme ab. In den Haushaltsberatungen für das Zweckverbandsjahr 1976 bildet der Vorstand folgende Daten ab: erwarteter Landeszuschuss 2,5 Millionen DM, Kreiszuschuss 500.000 Mark, Darlehensaufnahme 4 Millionen Mark und erwartet nach Errichtung jährlich 150.000 Mark Personalkosten, 200.000 Mark Verwaltungskosten, 440.000 Mark Schuldendienst, 300.000 Mark Betriebseinnahmen und eine Unterdeckung von jährlich 500.000 Mark, von den 300.000 Ginsheim-Gustavsburg und 200.000 Mark zu tragen hätten. Angesichts des immer unwahrscheinlicher werdenden  Vorhabens schlägt am 19.02.1976 eine private Finanzierungsgruppe[2] ein Konzept für ein Freizeit- und Badezentrum mit Plänen und Modell einer Wasserlandschaft mit Wellenbad 16 x 35 m, Kinderspielzone, Heißwasser-, Schwimm-, Bewegungs- und Massagebecken, Tanzfläche, Ruhebereich, zwei Saunen, Solarium und Restaurant vor. Ein überdachtes Außenschwimmbecken soll im Winter zu einer Eisbahn umgestaltet werden können. Ohne Erschließung veranschlagen die Architekten rund 13 Millionen Mark an Baukosten. Doch auch dieser Versuch, das Projekt Schwimmbad zu retten, scheitert und der Verbandsvorstand empfiehlt die weitere Behandlung des Themas bei einem geplanten Bebauungsplan „Silbersee“ in den Gemeindeparlamenten zu beraten. Seit 1981 nunmehr „Freizeit- und Erholungsanlage“ benannt, wird die 1982 beauftragte Landschaftsplanung durch das Büros Gürtler aus Groß-Gerau wegen der einzubeziehenden Grundstücke nicht mehr weiterverfolgt. Mit der Rückübertragung der ehemals erworbenen Grundstücke[3]  an die Gemeinde Bischofsheim[4] ist am 13.10.1989 die Akte „Schwimmbad am Silbersee“ geschlossen. Gott sei Dank! Es wäre ein kommunalpolitisches Finanzfass ohne Boden, heute noch!



[1] Quellen: Sitzungsprotokolle Verbandsversammlung Zweckverband Mainspitze

[2] Architekten Müller, Geller, Reuter und Ulbricht

[3] 10.306 qm

[4] bei zwei Gegenstimmen

 
Klassische Ansicht

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