Neues vom Stadtschreiber...Ein altes Gewerbetagebuch

von Hans-Benno Hauf

 

Im Tagebuch über den Zu- und Abgang der Gewerbe in den Jahren 1859 – 1895 in Ginsheim und Gustavsburg (1) finden wir Anmeldungen für Backsteinbrenner, Bäcker, Branntweinbrenner, Bauunternehmer, Dreher in Holz, Ellenwarenhändler, Flaschenbierhandel über die Straße, Fuhrmann in Lohn, Geflügelhändler, Geschirrhandel, Handel mit Kartoffeln, Gemüse und Hülsenfrüchte, Hausierhandel mit Butter, Eier, Kurzwaren und Lebkuchen, Hutmacher, Käsefabrikant, Kalkbrenner, Kohlenlager, Korbmacher, Küfer, Leinenweber, Lumpenhandel, Mahlhandel, Metzer, Müller, Obstbaumhändler, Schankwirtschaften, Schiffbauer für Nachen, Schmied, Schneider, Schreiner, Schuhmacher, Spengler, Spinnerei, Tabakskrämer, Tüncher, Verkauf von Mehl und Kleie, Viehhändler, Weißbinder, Zäpfer für Wein, Bier & Branntwein, sowie Zimmermann.

Zu lesen ist aber auch, daß Jacob Kröll aus Ginsheim 1864 als Musikant mit sieben Gehülfen offensichtlich (s)eine Kapelle als Gewerbe betreibt, Peter Schauer I. mit Dungstoff handelt und Heinrich Schorr schon 1868 Agent für eine Feuerversicherung ist.

Peinlich genau muss 1869 Simon Kahn in Ginsheim Angaben machen. Sein Eintrag lautet: Fruchthändler, Lederhändler, Mahlhändler im Kleinen, Specerei, Käs, Porzellan, ländlicher Eisenhändler am Stand, Dörrgemüsehändler, Seife & Lichterhändler am Stand. Ferner: Hausierer mit Leinen & Wollen, Zwirn, Strümpfen, Lebkuchen & Oelkuchen, Seifen- & Lichtern.

Am 8.2. 1882 erhält Georg Stahl II. als Schiffer die Genehmigung von Über- und Längsfahrten mit Nachen von vierzig Leuten Tragkraft und am 26. Mai 1885 Peter Rauch IV. für Nachenfahrten mit 400 Zentnern Zuladung. Schon 1861 meldet die Frau vom Bahnwärter Nikolaus Werner eine Wirtschaft und Speisenversorgung für die Firma Clett & Comp. in Gustavsburg an und 1865 Josephine Göbel in Ginsheim ein Krämergeschäft mit Garn- Schnur- & Zwirn. Philipp Wolf III. Witwe betreibt in Ginsheim 1870 „Salzverkauf im Kleinen“ und ab 19.12.1893 Frau G. Dungs in Gustavsburg einen „Fischhandel im Kleinen“. Am 16.11.1889 erhalten Katharina Laun, Barbara Stieglitz, die Frau von Adam Rauch IV, Franziska Aufleger, Margarethe Kirschner, Eleonore Laun und die Witwe von Peter Tuchel die Erlaubnis zum „Kleidermacher“. Die Vermutung liegt nahe, dass die Frauen quasi gemeinsam die Schneiderei betreiben. Wie lange diese für Frauen in Ginsheim in dieser Zeit ungewöhnliche Unternehmerschaft andauert, läßt sich nicht genau feststellen. Zumindest aber bis 1893, als Franziska Aufleger als „Abgang“ im Gewerbebuch vermerkt ist. Zwei Jahre später gründen vierzig Einzelhändler und Gewerbetreibende aus Ginsheim, Gustavsburg und Bischofsheim im Gasthaus Zimmermann in Gustavsburg einen ersten Ortsgewerbeverein und geben sich noch im selben Jahr im Gasthaus Schnecko in Ginsheim eine Satzung.

1) Quelle: Historisches Archiv im Heimatmuseum

 
Klassische Ansicht

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