Neues vom Stadtschreiber...Wilhelm Blum, ev. Pfarrer und Dekan

von Hans-Benno Hauf

Wilhelm Blum wurde am 10. Februar 1895 in Darmstadt geboren, besuchte dort das Realgymnasium und studierte in Tübingen und Marburg Theologie. Im Ersten Weltkrieg diente er von 1915 bis 1918 als Soldat in Frankreich. Vier Jahre auf einer Pfarrstelle in Gadernheim/Odenwald, hielt er am 18. Oktober 1925 in Ginsheim seine Amtsantrittspredigt und diente fortan fünfundfünfzig Jahre Gott und den Menschen. Vielen ist er noch heute als fröhlicher, gütiger Mensch und väterlicher Freund in Erinnerung, dessen Wesenszüge Frieden, Geduld, Verständnis, Hilfsbereitschaft und Tatkraft waren.

Seine Lebensenergie hatte entscheidenden Einfluss auf das kirchengemeindliche Leben. Mit ihm verbunden bleiben die umfassende Kirchenrenovierung 1927, der Guss der drei neuen Glocken 1929 und der Bau des Gemeindehauses 1935. Zur Intensivierung des religiösen Lebens gründete er die Jugendvereine der konfirmierten Jungen und Mädchen 1926 und 1927 den Posaunenchor.

Als die Nationalsozialisten die seit 1936 in einem Wirtshaussaal stattfindenden katholischen Gottesdienste verboten, bot Pfarrer Blum ihnen das evangelische Gemeindehaus für Versammlung und Gebet an1. Nachdem die Kirche am 25. April 1944 bis auf die Grundmauern ausbrannte, begann er sogleich mit den ersten Vorbereitungen für den Wiederaufbau, bis zur Einweihung durch Kirchenpräsident Martin Niemöller am 6. Dezember 1953. Bis 1957 gelang ihm die Beschaffung eines neuen Geläutes und einer neuen Orgel.

Immer auf der Suche nach neuen Wegen in der Gemeindearbeit organisierte er am 14. Juli 1957 erstmalig einen „Camping-Gottesdienst“ für die Bade- und Campinggäste auf der Nonnenau, 1959 Gemeindefreizeiten in Ramsau und hielt zusammen mit der Bläsergemeinschaft aus den Posaunenchören der Mainspitze 1963 nicht genehmigte Gottesdienste in der spanischen Diaspora.

Zusätzlich zu seinen vielfältigen Aufgaben und Aktivitäten hatte der liebevoll „Vater des Dekanats“ Genannte in den Jahren 1956 bis 1965 das Amt des Dekans im Dekanat Groß-Gerau inne.

Pfarrer Blum hat 2.222 Kinder getauft und 2.137 konfirmiert, 1.470 Ehepaare getraut und 2.022 Menschen beim letzten Gang begleitet. Er hat Tag für Tag kranke Menschen daheim oder in Krankenhäusern besucht und dabei nie nach der Konfession gefragt. So praktizierte er bereits Ökumene zu einer Zeit, als den meisten Menschen dieses Wort noch fremd war.

Hohe Auszeichnung wurde dem Geistlichen am 24. Oktober 1978 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande zu Teil.

Einen Tag nach seinem Tod am 15. November 1981 läuteten gemeinsam die Glocken der Ginsheimer evangelischen und katholischen Kirche zu Ehren eines hochgeschätzten Seelsorgers, der sich um die Menschen verdient gemacht hat.

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1) und dies dauerte bis zur Einweihung der katholischen Kirche  am 05.12.1954 an

Quellen: "Das Leben in Ginsheim-Gustavsburg im Wandel der Zeit"; Lokalanzeiger vom 13.10.1950 und 06.02.1970, Mainzer Allgemeine Zeitung vom 8./9.02.1975, Bild mit frdl. Genehmigung von Wolfgang Blum

 
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