Neues vom Stadtschreiber...Schwedengarde

Von Hans-Benno Hauf

Kurz vor Weihnachten 1947 wird Schreinermeister Heinrich Zerull aus der Gefangenschaft entlassen und findet in Gustavsburg eine neue Heimat. Geschichtsinteressiert gründet er in den Reihen des Gustavsburger Carneval Clubs ein Stückchen Ortsgeschichte, die Schwedengarde. Am 10. Januar 1953 wird sie im Saale Michael Ditt im Beisein des Mainzer Oberbürgermeisters Franz Stein1), des später langjährigen Vorsitzenden des Mainzer Carneval Vereins Karl Moerlé2) und von Vertretern des schwedischen Konsulats aus der Taufe gehoben. Sie erinnert an den Schwedenkönig Gustav Adolf, der 1632 die Festung Gustavsburg anlegen ließ. Die Vereidigung nahm Toni Walter vor, Kommandeur wurde Karl Schweigert. Die Schwedengarde bestand aus 18 Mann, einem Fanfarenzug sowie einer Standarte und erhielt das Recht auf einen Orden. Diesem lag eine Münze aus dem dreißigjährigen Kriege mit dem Abbild von König Gustav Adolf zu Grunde. Mit einem Schreiben aus dem Jahr 1963 erhielt Generalfeldmarschall „Henricus von Zerullin“ vom Königshof in Stockholm das alleinige Nutzungs- und Prägerecht. Die Schwedengarde war über viele Jahre im kulturellen Leben des Ortes aktiv und in ihrer Blütezeit weit über die Umgebung hinaus bis nach Speyer, Mannheim und Köln bekannt. Leider musste sie in den siebziger Jahren infolge Nachwuchsmangel aufgelöst werden.

Im September 1988 übergab Heinrich Zerull eine Gardeuniform, die Standarte und den Schriftverkehr mit dem schwedischen Königshaus an Bürgermeister Enno Siehr. Seitdem ist das kulturelle Erbe der Schwedengardisten eine zeitgeschichtliche Bereicherung im Heimatmuseum.

1) 1949 bis 1965 Oberbürgermeister von Mainz

2) Präsident des MCV von 1956 bis 1970

 
Klassische Ansicht

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