Neues vom Stadtschreiber: Bürgermeister Peter Laun – ein Lebensbild

von Hans-Benno Hauf

Am 30. Dezember 1881 wird Peter Laun als einziger Sohn nach fünf älteren Schwestern in der Ginsheimer Hauptstraße 12 geboren. Sein Vater ist der Schmied und Landwirt Johannes Laun. Seine Mutter Anna Katharina geb. Reinheimer stammt aus der Gastwirtschaft in der Rheinstraße. Schon im August 1882 verliert sie nach einem Unfall in der Schmiede ihren Mann Johannes und muss die sechs Kinder alleine durchbringen.

Mit zehn Jahren schickt sie Sohn Peter nach Mainz in die Oberrealschule und nach dem Einjährigen zur Ingenieurausbildung am Technikum in Bingen. Als junger Ingenieur findet er Arbeit bei der MAN Gustavsburg und heiratet 1909 seine Verlobte Marie Rauch. Am zweiten Weihnachtsfeiertag desselben Jahres kommt in der Wilhelmstraße 2 der Sohn Philipp zur Welt. Schon bald zieht die Familie in die Hauptstraße 24, denn Georg Philipps, ein kinderloser Großonkel von Marie, war dort gestorben. Seine Frau wollte nicht allein im Haus weiterleben und vererbt es später der Familie Laun. 1914 wird das zweite Kind Lisbeth geboren und 1918 der Sohn Georg.

Im ersten Weltkrieg ist Peter Laun nur kurzfristig Soldat. Verwundet, durch eine Jodallergie von Geschwüren bedeckt, kommt er im Sommer 1918 nach Hause zurück und übernimmt von seinem erkrankten Schwager Peter Schorr vorübergehend die Spar- und Darlehnskasse. Am 30. November 1919 wird er als SPD-Kandidat mit 1112 Stimmen vor Gegenkandidat Johann Volz aus Gustavsburg (759 Stimmen) zum Bürgermeister gewählt. Die französische Besatzung, wirtschaftliche Unsicherheit, Inflation und steigende Arbeitslosigkeit belasten die Gemeinde. 1923 ziehen 500 aufständische Separatistengruppen durch Ginsheim. Sie zünden vier Scheunen, Stallungen und ein Wohnhaus an und es gelingt ihnen, den Bürgermeister mit einem Lastkraftwagen nach Gustavsburg zum "Verhör" zu bringen. Peter Laun meldet den Vorfall der Hessischen Regierung in Darmstadt, die ihn für sechs Wochen zur Mitarbeit gegen die Aufrührer in das Innenministerium bestellt. 1925 wird er erneut, nun auf zwölf Jahre, zum Bürgermeister gewählt. Nach der Eingemeindung am 1. Januar 1930 ist er Ortsvorsteher von Mainz-Ginsheim. Von den Nationalsozialisten am 1. Juli 1933 abgesetzt, übernimmt die Familie in Mainz in der Emmeranstraße ein Lebensmittelgeschäft und erwirbt 1934 das Wohnhaus.

Am 22. Januar 1942 erleidet Peter Laun am Schillerplatz einen tödlichen Hirnschlag. Bei -25° führt Pfarrer Wilhelm Blum den langen Trauerzug zur Beerdigung in Ginsheim. Frau Marie und Tochter Lisbeth betreiben noch bis im Herbst den Lebensmittelladen in Mainz. Dann geben sie auf und kehren nach Ginsheim zurück. Am 27. Februar 1945 zerstören Bomben das Mainzer Haus.

In der Amtszeit von Bürgermeister Laun erhält Ginsheim-Gustavsburg 1924 die Friedrich-Ebert-Straße, 1927 ein Gemeindebad, auf der Rabeninsel ein Strandbad, 1928 die erste Wasserleitung. Er setzt sich mit einer Denkschrift 1928 wegen unhaltbarer Zustände für die Sanierung von Altrhein und Schwarzbach ein und schlägt 1932 ein Schlammrückhaltebecken und Verlegung der Schwarzbachmündung sowie ein 1,7 Kilometer langen Frischwasserkanal vom Rhein in den Altrhein vor. Es entsteht das Ginsheimer Feuerwehrgerätehaus, die Gustavsburger Trauerhalle, Häuser in der Stresemannstraße und Baurat-Hering-Straße. 1930 weiht er die Ginsheimer Sportanlage mit Aschenradrennbahn ein, ein Jahr später die Brücke über den Mühlkanal.

Quelle:
nach Aufzeichnungen von Dr. Hildegard Kastrup und Erzählungen von Lisbeth Schneider geb. Laun

 
Klassische Ansicht

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