Neues vom Stadtschreiber ... Pomp und witzige Narrheit

 

von Hans-Benno Hauf

Vor rund sechshundert Jahren beschreibt ein Mainzer Gelehrter die Fastnacht als ein unorganisiertes Volksfest mit Maskerade, Tanzen am Tag und in der Nacht, Essen, Trinken und derbe Späße oder auch unter dem Schutz der Maske ausgetragene Händel. Nach der Tradition der Hofbälle zur Kurfürstenzeit und der Maskenbälle in der Volksfastnacht suchte das Mainzer Bürgertum nach neuen Formen und organisierte 1837 auf Initiative von dem Kaufmann Nicolaus Krieger einen Umzug. Ein Jahr später gründete sich der Mainzer-Carneval-Verein, der am 26. Februar 1838 den ersten „Fastnachtsmontagszug" durchführte. Dass es in diesen Zeiten in Ginsheim närrische Anhänger gab, davon zeugt ein Brief1, den die bei der Gemeinde als Industrielehrerin angestellte Katharina Traupel2 am 24. Februar an ihre Schwester Elisabetha schrieb:

„Geliebte Schweßter! Da ich weiß, daß Du eine große Freundin genehmen und munteren Scherzes bist, benachrichtige ich Dich hierdurch, daß künftigen Montag in unserer Nachbarstadt Mainz das Fastnachtsfest mit allem Pomp und mit witziger Narrheit gewürzt, gefeiert werden soll. Komme also schon am Sonntag vorher zu uns und fahre zu Wasser nach Mainz mit. Deine treue Schweßter Katharina"

Bestimmt wäre Katharina heute mit närrischem Herzen bei GCC, TTC und den Fastnachtsaktiven dabei und würde maskiert mit dem Bootche zum Rosenmontagszug nach Mainz fahren.

1) aus Schreibbuch der Katharina Traupel von 1838, Heimatmuseum Ginsheim-Gustavsburg

2) geb. 28.01.1829 in Ginsheim, gest. 03.09.1851 in Ginsheim

 
Klassische Ansicht

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