Neues vom Stadtschreiber: Verlobung mit landgräflichen Bedingungen

von Hans-Benno Hauf

Die Peter Daubhornische1) Wittib, Anna Katharina, geb. Laun verstirbt am 9. März 1806 in Ginsheim. Sie hatte mit ihrem Mann ein sechstel des Hospitalguts2) zu Ginsheim (siebzehn dreiviertel Morgen3), 24 Ruthen4) Ackerland und dreißig Ruthen Wiesen) zum Lehen. Schon einen Monat später, am 9. April 1806, verleiht Landgraf Ludwig X. in Darmstadt die genau bezeichneten Acker- und Wiesenflächen in einem Vertrag an Philipp Traupel und seine zukünftige erste Ehefrau mit der Auflage, die Beforchungen, Raine und Steine zu erhalten, nichts zu verkaufen, verpfänden, vertauschen, andersartig zu veräußern oder neue Beschwerungen einzubringen. Er muss alles gehörig bebauen, düngen, die Entwässerung unterhalten und wenn nötig neue anlegen, die vorhandenen hölzernen Pflöcke erhalten und erneuern. Und nicht nur das! Für die lebenslängliche Überlassung sind an das Rentamt Kelsterbach 612 Gulden5) Rheinischer Währung in drei Raten auf drei Jahre am Tage Petri zu zahlen. Die beiden letzten Jahre auch noch mit 5 % Zinsen. Außerdem ist das künftige Ehepaar angewiesen, jährlich sechs Malter6) Korn, vier Malter Gerste, drei Malter Hafer in guter, trockener und marktreiner Qualität im landgräflichen Speicher in Ginsheim abzuliefern, es sei denn, totale Kriegsverheerung, Überschwemmungen oder Kisselschlag7) vernichten die Ernte.

Die landgräflich hessische Rent-Kammer versichert den Bestand des Lehens mit dem Papiersiegel mit Kordelbindung bis zum Tod von Philipp Traupel und „seiner ersten Ehefrau“. Das gräfliche Amt in Langen bescheinigt in den Jahren 1807 bis zum 20. Februar 1809 die vertragstreue Ratenzahlung. Philipp Traupel war bei Lehensvergabe noch kein Ortsbürger. Die im Vertrag geplante Heirat mit wahrscheinlich Elisabeth Agade Rauch fand erst vier Jahre später 18108) statt. Aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn9) hervor.

1) Peter Daubhorn, *15.01.1847 in Rüsselsheim, + 20.09.1803 in Ginsheim
2) Grundbesitz des Mainzer Hospitals Heilig Geist
3) in Frankfurt ein Morgen=2500 m²
4) in Wiesbaden eine Rute=25 m²
5) ein Gulden Kaufkraft ca. 2 Tage á 13 Stunden Arbeit eines Meisters
6) in Mainz 109,387 Liter
7) Kissel=Hagel
8) Recherchen in den Kirchenbüchern von Dr. Hildegard Kastrup
9) Johann Philipp Traupel, *07.11.1813, +18.07.1869


 
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