Neues vom Stadtschreiber... Baukostenzuschuss anno 1702

von Hans-Benno Hauf

Als der Rüsselsheimer Schreiner Peter Genanß anno 1702 ein Haus bauen wollte, musste er sich zunächst nach dem nötigen Geld umsehen. Ob er in Rüsselsheim Kredit hatte, ist nicht bekannt. Aber wohl, dass er im Ginsheimer Pfarrer Karl Alexander Fischer einen willigen Geldgeber fand. Im Allgemeinen nun pflegt der Kredit nicht mit der Entfernung zu wachsen, aber im Falle Genanß war es wohl so. Das zeigt wohl der Schuldschein über „sechtzig Gülden1 auff ein Jahr lang“, den der Rüsselsheimer dem evangelischen Pfarrer von Ginsheim im besagten Jahr ausstellte2.

„Dafern aber das Hauß, da Gott vor sey, nicht sollte außgebauet werden oder sonsten in Unglück kommen, sol der Pfarrer nicht allein mit der bloßen Hoffreith zufrieden seyn, sondern in sein und seiner Haußfrau bereiteste Mittel zu greifen völlig gerecht fug- und macht haben (und zwar) so lang und viel biß das Capital sambt den Zinsen, auch den geringsten Kosten und dem Schaden erstattet worden“.

Karl Alexander Fischer war von 1666 bis 1673 Diakon in Langen, von 1673 – 1690 Pfarrer in Raunheim und von 1690 bis 1691 gab er eine kurze Gastrolle in Alsbach an der Bergstraße. Von 1691 bis 1695 wirkte er als Pfarrer in Kelsterbach3 und von 1695 bis zu seinem Tode im Jahre 1709 amtierte der in Hammerstein in Ostpreußen Geborene in Ginsheim.

1) für einen Rheinischen Gulden musste um 1700 ein Meister zwei Tage zu 13,5 Arbeitsstunden an herrschaftlichen Bauten arbeiten.  Bei heute 70 Euro für eine Meisterstunde entspräche ein Rheinischer Gulden heute 1890 Euro. Der Kredit würde sich demnach heute auf satte 113.400 Euro belaufen
2)
veröffentlicht von Adam Foßhag 1940 im 20. Heft von „Die liebe Heimat“
3) Quelle Heimatspiegel im Gerauer Land vom 29. Januar 1955

 
Klassische Ansicht

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