Neues vom Stadtschreiber ... 60 Jahre Bürgerhaus Gustavsburg

von Hans-Benno Hauf

An der Stelle, an der heute das Gustavsburger Bürgerhaus steht, war einstmals sumpfiges Gelände, ein großer Obstbaumgarten mit der „Blockhütte“ von Philipp Voll und der Kupferbach, im Volksmund kurz „Kumbach“ genannt.

In den ersten zehn Jahren nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wuchs Gustavsburg ständig. Von den Vereinen aber auch von der Schule wurde immer wieder der Ruf nach einer Sporthalle laut. Gustav Brunner, seit dem 14. Juli 1954 Bürgermeister, nahm sich dem Problem sofort nach seinem Amtsantritt an und legte der Gemeindevertretung alsbald Pläne zur Errichtung einer Sport- und Kulturhalle vor. Architekt Adalbert Ditt aus Mainz-Gonsenheim sah neben der großen Halle mit Empore und Foyer im Seitentrakt eine kleine Gaststube, das Gemeindebad, einen Vereinsraum und die Gemeindebücherei vor. Eine ständige Bewirtschaftung war nicht vorgesehen. Bei großen Veranstaltungen wurde der Saalausschank von Gastwirt Michael Ditt übernommen, während man nach den Trainings- und Übungsstunden beim Hausmeister Philipp Hübner sein Bier bestellen konnte.

Am Samstag, dem 30. März 1957, war es dann endlich soweit. Die Sport- und Festhalle wurde unter Mitwirkung nahezu aller Gustavsburger Vereine ihrer Bestimmung übergeben. Mit Ludwig van Beethovens „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ eröffneten Männerchor und Burgorchester1 die Feierstunde. Bürgermeister Brunner bezeichnete die Halle als Markstein in der Geschichte der „neuen“ Gustavsburg und Landrat  Wilhelm Seipp stellte die Einmaligkeit im Kreisgebiet hervor. An der Einweihungsfeier nahmen ca. 1000 Personen teil, der Eintritt kostete 50 Pfennig.

Bereits acht Tage danach führte die Gustavsburger Spielschar unter Regie von Erich Neliba Goethes „Faust“ auf und am 5. Mai standen 350 Sänger der Oertelschen Chorgemeinschaft auf der Bühne und boten mit den Solisten Edith Gebhard-Oertel (Sopran) und Geo Stern (Bass), beide Städtische Bühnen Frankfurt, ein ausgezeichnetes Konzert. 1959 kam Heinz Schenk mit seiner beliebten Morgensendung „Der Frankfurter Wecker“, ein Jahr später wurde aus der Festhalle die Sendung „Auf ein frohes Wochenende“ mit Hans Hellhoff, Peter Frankenfeld, Peter Beil und Ivo Robic übertragen. 1960 gastierte die Willy-Millowitsch-Bühne aus Köln und der Sport- und Kulturbund unter dem Vorsitz von Egon Ludwig verpflichtete 1961 die Ural-Kosaken. „Zum blauen Bock“ hieß es am 23. Juli 1962.

Allmählich entsprach das Gebäude jedoch nicht mehr ganz den Anforderungen der Zeit. Aus Platzmangel und wegen ständig sinkender Nachfrage musste das Gemeindebad in das neu errichtete Feuerwehrgebäude verlegt werden. Der Gemeindebaumeister erweiterte die Bücherei um 35 Quadratmeter, der Marmorsaal wurde zum Versammlungsraum für rund 100 Personen und mit der Einrichtung einer Gaststätte mit Nebenzimmer und zwei Kegelbahnen wurde die Sport- und Festhalle zum Bürgerhaus. Am 14. Januar 1967 öffnete die Bürgerhausgaststätte.

Der gesamte Sportbetrieb wechselte im September 1968 in die neue Sporthalle der Gustav-Brunner Schule, die Duschräume wurden als Abstellräume genutzt und dann zum Konferenzraum III umgebaut. Seit nunmehr 60 Jahren erlebt das Haus eine kulturell-lebendige Zeit.

1) Kapelle, die sich ausschließlich aus Gustavsburger Musikanten zusammensetzte
Quelle: nach Aufzeichnungen von Claus Daschmann, 1987

 
Klassische Ansicht

Bitte wählen Sie Ihre Cookie-Präferenzen