Neues vom Stadtschreiber... Von Gassen und Wegen

von Hans-Benno Hauf

Im Ginsheimer Gerichtsbuch1 gibt es neben vielen bezeugten Grundstücksverkäufen und manchem geschlichteten Streit auch überraschende ortsgeschichtliche Erkenntnisse.  Schon vor Napoleon haben unsere Vorfahren für die Wege und Gassen Bezeichnungen gewählt. Am 10. Juli 1621 kauft Hans Hofmann seiner Stieftochter Maria einen Teil der Behausung in der Backesgass, also der Gasse, in der das Backhaus steht. Am 28. Februar 1660 beurkunden Barbara und Philipp Helfmann  Grundstückskäufe „uff dem Haug über die Frankfurther Straß2". Tochter Margretha und Schwiegersohn von Hans Keil verkaufen am 10. Juli 1621 ihr Haus in der Steggasse an Nikolaus Herbert. Auch die Kirchgass ist benannt, wo am 28. Februar 1660 Martin Kirschner und seine Frau Göla von den Echzellschen Erben von Mombach eine wüste Hofstätte erwerben.

Mit demselben Datum kaufen Katharina und Clöß Traupel in der Rheingass eine wüste Hofstätte von dem ehemaligen Astheimer Schultheisen Philipp Gräf. Oft notiert ist der Weingartenweg3 , wo 1607 Margarethe und Wendel Baumann von Georg Jungs Witwe Margret einen viertel Acker erstehen. Und am Wingertsweg liegt ein kleiner Acker, den Philipp Kirschner dem Jost Stork 1673 verkauft. Hundweg, Grasweg und Holzweg führen seit über vierhundert Jahren durch die Gemarkung. An den Pflugsweg erinnert uns die heutige Pflugstraße, an den Ruthenweg die Straße Unter der Ruth, an den Haagweg die Straße im Gustavsburger Industriegebiet. Schließlich gab es schon 1660 den Käspfad4, nach dem 2002 das Gewerbegebiet im Südwesten von Gustavsburg benannt wurde.

1) Original im Stadtarchiv Mainz, übertragen von Pfr. i.R. Heinrich Tischner
2) heute in Nähe des Haagweg
3) heute die Mainzer Straße
4) heute Gewerbegebiet „Am Mainspitzdreieck“

 
Klassische Ansicht

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