Neues vom Stadtschreiber ... Die Pflugstraße

von Hans-Benno-Hauf

In einer Karte von 18521 ist eine Gewannbezeichnung  "Unterm Pflugsweg" verzeichnet. Sie befindet sich südlich des Hohen Weges an der Grenze zur Bischofsheimer Gemarkung und in dem Gewann "unter dem Holzweg" wird die Pflugskaute genannt.

Die heutige Pflugstraße zwischen Rheinstraße und Frankfurter Straße ist höchstwahrscheinlich benannt nach einer Lehmkaute, eines Wasserlochs am Rande des alten Ginsheims. Dorthin stellten die Bauern Pflug oder Wagen nach getaner Arbeit ab. Sie nutzten die Feuchtigkeit, um ein Austrocknen der Holzteile der Räder zu verhindern. Des Nachts quoll das Holz auf und morgens konnte die Arbeit weitergehen2. Die  Pflugstraße heißt im Volksmund „Eselsgass“. Es ist zwar ein Gewann "über der Eselswies" nachweisbar, die liegt aber an der Bischofsheimer Gemarkung3. Die "Eselsgass" kann also nicht aus der Gewannbezeichnung abgeleitet werden. Aber vielleicht daher:

Ältere Ginsheimer können sich erinnern an die Gärtnerei, die im Bereich der Feuchtstelle lange betrieben wurde. Anfangs nutzte die Gärtnerei zum Warentransport einen Karren, der nicht von einem Pferd oder Ochsen, sondern als einziger in Ginsheim von einem Esel gezogen wurde. Seit dieser Zeit wird die Pflugstraße auch "Eselsgass" genannt.

Heute ist die Pflugstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Das war auch schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg so, denn am 13. Juni 19224 beschloss der Gemeinderat mit dem vorsitzenden Bürgermeister Laun die Sperrung für fremde Fuhrwerke, damit das neu reparierte Pflaster "nicht so bald wieder ruiniert wird". In einer Polizeiverordnung genehmigte das Ministerium des Innern am 22. September 1922 über das Kreisamt der Gemeinde die Sperrung für alle Fuhrwerke und drohte bei Zuwiderhandlung eine Geldstrafe bis zu dreihundert Mark an.

Quellen:

  1. Gewannkarte des Regierungsvermessungsrats Philipp Buxbaum
  2. Erläuterung von Ortslandwirt Rudolf Guthmann
  3. 1283 "In der Eselswießenn", 1529 "In der Eselswiesenn", 1770 "auf die Eselswieß" und 1862 bei Buxbaum: Quelle Staatsarchiv Darmstadt
  4. Original im Stadtarchiv Mainz VOA 193
 
Klassische Ansicht

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