Neues vom Stadtschreiber: Johann Wilhelm Ernst Wägner

von Hans-Benno Hauf

Johann Wilhelm Ernst Wägner wurde am 16. September 1800 als Sohn eines Hofjägers in Darmstadt geboren. Zunächst besuchte er eine Privatschule, danach das Gymnasium, wo so bekannte Männer wie Kriegk, Gervinus und Justus Liebig seine Mitschüler waren. In den Jahren 1820 bis 1823 studierte er in Gießen Theologie.
Anschließend wurde er Hofmeister des französischen Gesandten, Graf von Fenelon, in seiner Heimatstadt Darmstadt. Von Januar 1824 bis zum Mai 1827 war Wägner Vorsteher einer Privatlehranstalt für Knaben, später Lehrer an einer Realschule und an einer höheren Gewerbeschule. 1832 promovierte er zum Dr. phil. Im November 1842 übernahm Wägner die Pfarrstelle in Ginsheim.

Johann Wilhelm Ernst WägnerGründlichkeit in der Forschung und außergewöhn-liches Talent für eine populäre Geschichtsschreibung  des klassischen Altertums zeichnen seine Literatur- veröffentlichungen aus1. Er gilt als bedeutender Jugendschriftsteller im deutschsprachigen Raum.

Für Ginsheim – fast in Vergessenheit geraten – verfasste er die erste „Ortschronik von Ginsheim im Kreis Groß-Gerau, Großherzogtum Hessen angefangen im Jahre 1858“2, auf die sich Otto Wenke 1976 in weiten Teilen stützen konnte. Wägner stiftete am 3. 2. 1844 ein Schiedsgericht3, gründete 1849 den ersten Ginsheimer Leseverein und 1854 einen Armenverein4 mit dem Ziel, nicht Bettelbrot zu verteilen sondern den Armen in den Wintermonaten durch Arbeiten wie Spinnen und Stricken Verdienst zu verschaffen. 

Unter seiner Leitung feierte das Dorf das 100. Kirchweihfest 1846 an drei Tagen mit Gottesdienst, Festzug, Spielen und einer Wettfahrt der Schiffer. Wägner weihte am 12.9.1847 den neuen Friedhof5 und zeichnete für die grundlegende Renovierung und Wiedereinweihung der Kirche im September desselben Jahres verantwortlich. Mit Dekret vom 21.01.1859 wurde er Pfarrer in Kettenheim6. 1877 wurde ihm der Titel eines Kirchenrats verliehen. Er starb am 4. Dezember 1886.

Quellen:
Wikisource, Wikipedia

  1. u. a. „Feldmarschall Radetzky. Für Heer und Volk“ (1859); „Deutsche Heldensagen für Schule und Haus“ (1881); „Nordisch-germanische Götter- und Heldensagen“ (1882); „Die Nibelungen. Nach nordischer und deutscher Dichtung erzählt“ (1882); „Hellas. Das Land und Volk der alten Griechen“ (1885); „Rom. Anfang, Fortgang, Ausbreitung und Verfall des Weltreiches der Römer“ (1885) „Prinz Eugen, der edle Ritter (1885).
  2. Deckblatt und Seite 1 – 15 in der Pfarrchronik der ev. Kirchengemeinde Ginsheim
  3. siehe „Ginsheimer Vergleichsverein oder Schiedsgericht von 1844“, „Streitigkeiten unter Rheinmühlenbesitzer“ sowie „Ein Ginsheimer Lehrvertrag“ von Hans-Benno Hauf
  4. existierte noch 1871, wo 12 Kriegerwitwen lt. Gemeindebackbuch versorgt wurden
  5. Mauerreste heute Neckarstraße Ecke Münchner Straße
  6. heute Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Alzey-Land
 
Klassische Ansicht

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