Neues vom Stadtschreiber: Ein Schatz im Müll

von Hans-Benno Hauf

Vor einiger Zeit rief mich ein Ginsheimer Bürger an. Er habe in einem Müllcontainer im Ort eine Tüte mit „lauter alten Papieren“ gefunden. Ob ich Interesse an einer Sichtung hätte. Ja klar, das hatte ich! Und nicht viel später lag ein Stapel mit Schriftstücken aus den dreißiger Jahren auf meinem Schreibtisch. Dabei befanden sich zudem Unterlagen bis hin in die Anfänge des 19. Jahrhunderts. Als zeithistorisch wohl wertvollstes Dokument entdeckte ich ein verstaubtes, mehrseitiges Heft mit festem Umschlag, das mit Schnüren verschlossen werden konnte. Es enthielt Aufzeichnungen über Familiennamen, Taufnamen, Namen der Eltern und weiterer Kinder, Leibesfehler oder Gebrechen, Berufsstand oder Gewerbe, Heiratsdaten und Vermögensverhältnisse. Es gab auch eine Rubrik zum Eintrag, ob die Person beim Landgraf zum Militärdienst schon einmal gezogen, dabei dispensiert, desertiert, gestorben oder sonst abgegangen war. Es handelte sich um eine  Musterungsliste der ehemals eigenständigen Gemeinde Dornberg im Original aus dem Jahre 1804. 

Für Heimatforscher ein Glücksfund und für den Groß-Gerauer Bürgermeister Stefan Sauer, dem ich das Register übergab, eine Bereicherung des historischen Stadtarchivs. Gut, dass der Ginsheimer Bürger genau hingeschaut hat! Der 210 Jahre lange Weg von Dornberg bis in einen Müllbehälter in Ginsheim bleibt wohl im Dunkel der Geschichte.

 
Klassische Ansicht

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