Neues vom Stadtschreiber ... Von Boineburg und Spittelau

von Hans-Benno Hauf

Es muss wohl um 1700 gewesen sein. Da verkauft die Gemeinde Ginßheim1, vertreten durch den Schultheißen, ein in der Gemarkung Ginsheim gelegenes "Frey Guth2" mit "ungefehr" fünf Morgen Land und die "underste Spittelau" für hundert Gulden3 an den hochwürdigen, hochwohlgeborenen Herrn Philippus Wilhelm Freiherr von Boineburg4 in Mainz. Dieser wurde 1691 vom Kaiser zum Reichshofrat und 1697 zum Reichsgraf ernannt. In Mainz gehorte er dem Ritterstift St. Alban an. Ab 1702 wurde er siebenter kurmainzischer Statthalter in Erfurt, wo er ab 1705 Rektor der Universität war. Diese ist heute noch im Besitz der Bibliothek seines Vaters Johann Christian5.

Wo sich das gekaufte freie Gut befand, ist in dem Dokument6 nicht beschrieben. In einer etwa 1920 auf Grund alter Flur- und Gewannkarten7 gefertigten Handzeichnung des Regierungsvermessungsrats Philipp Buxbaum ist die genaue Lage der Untersten Spittelau (siehe Ausschnitt) gegenüber der südlichen Bleiau zwischen Rhein und Hochwasserdeich eingetragen.

Quellen:

  1. benannt werden auch die "sämbtlige Gericht" (heute Mitglieder des Ortsgerichts) Georg Laubenheimer, Philippus Stahl, Henrich Reihnheimer, Johannes Hafft, Johann Michel Traupel (Schultheiß von 1695 - 1714), Johann Peter Voltz, Nicolaus Laubenheimer, Philippus Voltz, Martin Voltz, Johann, Michel Hafft, Philippus Trauppel und Paulus Werner Lux
  2. Das freye Guth war damals wohl eine geläufige Bezeichnung bei Schultheiß und den Mitgliedern des Ortsgerichtes und alle wussten, welcher Hof gemeint war und wo er lag. Normalerweise gehorten Freie Hofe in dieser Zeit einem Adligen oder Geistlichen. Es kam offensichtlich danach in den Besitz der Gemeinde.
  3. Rheinischer Gulden, gerechnet zu "dreyßig" Alb, den Alb zu acht Pfennig. Heutiger Wert von 1 Gulden = 2 Tage Meisterlohn à 13,5 Arbeitsstunden
  4. geboren 22.11.1656 in Mainz, verstorben 23.02.1717 in Erfurt
  5. 1622 - 1672. Niederhessisches Stammhaus derer von Boyneburg war die gleichnamige Reichsburg, heute Ruine auf einem Hohenrücken zwischen Eschwege und Sontra
  6. Original im Vorortarchiv Mainz, übertragen von Dr. Hildegard Kastrup
  7. aus der Zeit von 1830 bis 1860, deren Originale 1944 im Staatsarchiv Darmstadt verbrannten
 
Klassische Ansicht

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