Neues vom Stadtschreiber ... Die Karl-Ulrich-Straße

Hans-Benno Hauf

Carl Ulrich1, geboren am 28. Januar 1853 in Braunschweig. Carl Ulrich wurde als Sohn eines Schusters geboren und erlernte zunächst das Handwerk des Metalldrehers. Ab 1872 ging er auf Wanderschaft, die ihn über Österreich, Schweiz schließlich nach Mannheim und Offenbach am Main führte. Während dieser Wanderschaft nahm er erstmals intensiven Kontakt zur Arbeiterbewegung auf. Dabei trat er in Augsburg erstmals offentlich als Redner auf. Er wurde in Erfurt 1874 wegen "Aufreizung zum Klassenhass" zu 30 Thaler Strafe verurteilt.

Carl Ulrich1875 nahm er als einer der jüngsten Delegierten am Gründungsparteitag der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands teil. Im gleichen Jahr wurde Ulrich hauptberuflicher Redakteur der sozialdemokratischen Neuen Offenbacher Tageszeitung, später auch Geschäftsführer der Genossenschaftsdruckerei.

1885 wurde Ulrich gemeinsam mit Franz Jost als erster Sozialdemokrat in den Landtag des Großherzogtums Hessen-Darmstadt gewählt.

1886 fand zwischen dem 26. Juli und 4. August infolge der Sozialistengesetzgebung vor dem Landgericht von Freiberg in Sachsen der sogenannte "Geheimbundprozess" statt. Angeklagt wurden führende Parteimitglieder, denen man vorwarf an einer geheimen Verbindung beteiligt gewesen zu sein. Neun Monate Haft wegen Majestätsbeleidigung saß er in Zwickau ab, wo auch August Bebel inhaftiert war. Anschließend übernahm er die Genossenschaftsdruckerei und wurde Geschäftsführer und Herausgeber des Offenbacher Abendblattes. Bis Ende der 1880er Jahre stieg er zum unbestrittenen Parteiführer der hessischen SPD auf. Von 1890 bis 1903 sowie wiederum ab 1907 bis 1930 gehorte er auch dem Reichstag an. Von 1896 bis 1918 war er zusätzlich Stadtverordneter Offenbachs. 

Am 9. November 1918 rief Ulrich in Darmstadt die hessische Republik aus, den Volksstaat Hessen, und führte als ersten Beschluss den 8-Stunden-Arbeitstag ein. Ein Jahr später wurde der 1. Mai gesetzlicher Feiertag in Hessen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Ulrich am 21. Februar 1919 zum Ministerpräsidenten des Volksstaates Hessen gewählt. Nach dem Inkrafttreten der neuen Landesverfassung wurde er am 20. März 1920 zum Staatspräsidenten, der neuen Bezeichnung des hessischen Staatsoberhaupts, vereidigt. Während seiner Amtszeit wurde in Hessen-Darmstadt u.a. die allgemeine Volksschule eingeführt. Im Jahr 1928 übergab er, schon 75-jährig, das Amt des Staatspräsidenten an den Sozialdemokraten Bernhard Adelung, blieb aber bis 1932 Mitglied des Landtages.

Er starb am 12.04.1933 und wurde in Offenbach zu Grabe getragen2.

Quellen:
1) Schreibweise des Vornamens in einigen Städten und Gemeinden "Karl", so auch in Ginsheim-Gustavsburg,
2) Quellen SPD Offenbach, wikipedia, Datenbank der Reichtagsabgeordneten

 
Klassische Ansicht

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