Neues vom Stadtschreiber ... Klösterlicher Besitz in Ginsheim

Vorweg: Ein Kloster hat es in Ginsheim-Gustavsburg nie gegeben. Allerdings hatten einige Klöster jahrhundertelang Hof- und Grundbesitz. Wo die Besitzungen in der Gemarkung genau lagen ist in mir bekannten Quellen nicht verzeichnet. 

Die bislang älteste Quelle,  in der Ginsheim in Verbindung mit einem Kloster genannt ist, ist der Codex Eberhardi. In ihm enthalten ist eine Urkundenabschrift vom 04. März 785. Hierin wird bezeugt, dass ein vermutlich Adeliger namens Nandheri das Dorf Gennesheim samt fünf Unfreien für den Fall seines Todes dem Kloster Fulda schenkt. Es ist also anzunehmen, das Kloster Fulda war im 9. Jahrhundert Grund-Besitzerin in der Gemarkung des heutigen Ginsheims.

Wie es mit den klösterlichen Besitzungen in Ginsheim weitergeht, liegt für drei Jahrhunderte dann im historischen Dunkel. Aber wahrscheinlich schon in der Zeit des Erzbischofs Bardo in Mainz (ab 1031) besaß das Kloster St. Jacob  den Ort Ginsheim als Lehen, denn Gerhard, Vogt des Klosters, hatte um 1085 die Vogtrechte in Ginsheim. Die erste urkundliche Erwähnung  klösterlichen Besitzes von St. Jacob in Ginsheim stammt aus dem Jahr 1194.

Im Jahr 1211, im „oculus memoriae“ (Auge der Erinnerung), ein Güterverzeichnis des Zisterzienser-Klosters Eberbach wird Ginsheim als „villa ginnesheim“ erwähnt. Somit hatte das Kloster Besitzungen in Ginsheim, wie auch in 204 weiteren Dörfern im Land. Dem Kloster war 1489 der Steinmetzenhof , dessen Lage heute nicht mehr auszumachen ist, zinspflichtig.

1226 ist belegt, dass der Burggraf von Mainz und Vogt des Klosters St. Alban das Vogtrecht in Ginsheim besaß. 1283 verpachtete das Kloster St. Alban in Mainz Güter einem Heinrich Eselweck für 25 Malter Korn, wogegen dieser eine halbe eigene Hube, also einen halben Hof in Ginsheim verpfändet

1802 besaß das St. Alban Stift das Homburger Gut  in Ginsheim, das eine Fläche von 109 Morgen hatte, also stattliche 27 Hektar.

Das Augustinerkloster in Mainz erhielt im Mittelalter von einem Herrn Starl dessen Aue bei Ginsheim. In einem Bekennerbrief vom 09.02.1346 bestätigten die Augustiner den Erhalt.

Benediktiner-Kloster St. Jakob  in Mainz Sie bekennen,  dass für den Fall, die eingegangen Verpflichtungen nicht erfüllen zu können,

auf einer zeitgenössischen Ansicht von Osten die Aue dem Kloster Altenmünster zufalle.

Der kaiserliche Hoftruchsess, also heute vergleichbar mit dem Chef der Staatskanzlei, Werner von Bolanden und der kaiserliche Hofkämmerer schenkten am 8. Februar 1283 die Kollatur, also das Recht zur Ernennung des Pfarrers bzw. dessen Vorschlag an den Mainzer Erzbischof,  dem Zisterzienserinnenkloster Patershausen. Die Urkunde befindet sich im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt.

1473 liegt eine Rente von 20 Gulden auf dem Dorf Ginsheim, die zunächst den Barfüßlern, vermutlich den Karmelitern in Mainz, dann dem Mainzer Weißfrauenkloster zustand und in diesem Jahr von Ludwig von Isenburg und Cuno von Solms abgelöst wurde  Am 28. Juli 1473 überweist Erzbischof Adolf zu Mainz auf päpstlichen Befehl dem Convent des Weißfrauenklosters zu Mainz diese Rente von 20 Gulden . Ein Tag später, am 29.07.1493 beurkundet Ottiliä Rosenberger, Äbtissin der Weißfrauen zu Mainz, dass die ihnen zugewiesene Pension von 20 Gulden auf das Dorf Ginsheim abgelöst wurde. 

Das Neumünsterkloster, auch Weißfrauenkloster genannt, stand am heutigen Schillerplatz Nr. 5 bis 7. Das Kloster wurde 1247 erstmals erwähnt. Die Nonnen vom Maria-Magdalenen-Orden, wurden auch „Reuerinnen“ oder „Weißfrauen“ genannt. Das Kloster fand sein Ende im Rahmen der französischen Säkularisation 1802 und wurde verkauft, die Gebäude später abgerissen. Lediglich das Gästehaus des Klosters, erbaut 1718 unter der Äbtissin Anna Elisabeth, blieb erhalten. Das Gebäude wurde 1863 aufgestockt und kurze Zeit als Offiziersmesse der Österreichischen Bundestruppen benutzt. Seit 1931 hat die Industrie- und Handelskammer Rheinhessen darin ihren Sitz.

Als Ginsheim 1486 in den Besitz der Grafen von Isenburg kam entstand vermutlich aus diesem Grunde einige Jahre später ein Weistum, das im Original im Mainzer Vorortarchiv aufbewahrt ist. Daraus geht eindeutig hervor, dass der Spitalshof Heilig Geist in Mainz in Ginsheim Besitz hatte.

1339 hat das Mainzer Domkapitel Grundbesitz in Ginsheim erhalten, 1703 ist der Verkauf des ihm gehörenden Reiffenbergischen  Guts an die Gemeinde Ginsheim belegt.

1676 leiht das Liebfrauenstift zu Mainz dem Grafen Johann Ludwig von Isenburg-Büdingen die hohe Summe von 500 Gulden auf seine Kellerei in Ginsheim . Zwei Jahre später wurde der von dieser Schuld fällige Zins von 30 Gulden wegen der durch den Krieg entstandenen Armut in eine Abgabe von 30 Malter Korn umgewandelt.

Den Nonnen zu Altmünster gehörte um 1500 eine der vielen Auen im Rhein vor Ginsheim, sie wird deswegen noch heute Nonnenau genannt. In einem am 17. Juni 1685 erstellten Besitzverzeichnis von Klosterschaffner Johann Wilhelm Wurm wird die Lage und Ausdehnung der Besitzung auf der Nonnenau genau beschrieben. Dazu gehörte ein Au-Haus und Stallung mit allem was Erd- Wind und Hagelfest ist, jungem und altem Gehölz, Wiesen und Garten, wilden und gepfropften Obstbäume. Den Auftrag zur Vermessung hatte 1732 die Äbtissin Maria Fidei dem kurfürstlich Mainzer geschworenen Kammer-Feldmesser Philipp Reinhard Butz von Kostheim erteilt.

Bis zur Auflösung des Altmünster-Klosters hatten die Nonnen die Aue vom Kaiser zum Lehen, ab 1782 gehörte sie der Universität Mainz. 1890 ging die Nonnenau in den Besitz des württembergischen Generalleutnants Freiherr Heinrich Otto von Molsberg über, dessen Nachfahren, u.a. Freifrau von Äbtissin mit Klosterkirche Altmünster Hügel, der letzten Blutsverwandten aus dem Hause des Buchdruckerfinders Gensfleisch Gutenberg in Mainz, das kleine Anwesen mit Länderei zum Hofgut umbauten und bewirtschafteten. 1993 erwarb das Hofgut Wolf-Dieter von Trotha und sanierte es zu seinem Familienwohnsitz.

 
Klassische Ansicht

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