Neues vom Stadtschreiber ... Jakob-Fischer-Straße

von Hans-Benno Hauf

Ursprünglich hieß das Straßenstück von der Dr.- Kitz- zur Martin-Luther-Straße in Gustavsburg die Jahnstraße. Durch die in diesem Gebiet vorgenommene Baulandumlegung wurde die Straße in zwei Teile geteilt und eine Umbenennung des Straßenstücks wurde erforderlich. Durch einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung (1) vom 10. Juli 1959 wurde die Bezeichnung "Jakob-Fischer-Straße" festgelegt. Der Gemeindevertreter und Heimatforscher Erich Neliba hatte dies ausführlich begründet (2) und die außerordentlichen Verdienste des Herrn Fischer um die kommunale Entwicklung Gustavsburgs hervorgehoben.

Johann Jakob Fischer, geboren 1841 in Nürnberg, gestorben 1909 in Gustavsburg, kam als Mitarbeiter Heinrich Gerbers (3) in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts in das gerade neu entstehende Gustavsburg. 1893 stellte er den Antrag, für die wachsende Zahl an Kindern in Gustavsburg ein eigenes Schulgebäude zu errichten. Diesem Gesuch legte er einen Plan für ein 1895/96 kommunales Gebäude bei, der späteren Bürgermeisterei. Fischer setzte sich auch bei der Oberpostdirektion für ein Postgebäude ein, in dem am 1. Mai 1900 ein Postamt (4) eingerichtet wurde. Als Vorsitzender des Gustavsburger Bürgervereins verhandelte er auf eigene Faust mit der Bürgermeisterei Kostheim unter anderem auch wegen des Anschlusses an das dortige Gas- und Wasserwerk. Er erreichte beim Kreisamt, dass in Gustavsburg ein eigenes Wahllokal und ein Standesamt eingerichtet wurden. Die Anlage eines Friedhofes sollte er nicht mehr erleben. Er ließ sich nicht in Ginsheim, sondern in Mainz beisetzen.

Sehr weitsichtig waren Johann Jakob Fischers Bemühungen um die Aufstellung eines Ortsbauplanes. Die Finanzierung übernahm der Gustavsburger Bürgerverein, nachdem dies im Ginsheimer Gemeinderat als zu teuer verworfen worden war. Den für die damalige Zeit revolutionären Plan entwarf der Darmstädter Baurat Professor Pützer (5). Durch den Bauplan wurden an allen Straßen Vorgärten geschaffen und für offentliche Gebäude wie Schulen, Kirchen usw. markante Plätze ausgewiesen. Der Plan hat im Grunde genommen der Bebauung des Ortsteils Gustavsburg bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Grundlage gedient.

Quellen:

(1) Protokollniederschrift,
(2) In Die Burg Nr. 9 vom Oktober 1959,
(3) 1832-1912, Bauingenieur, Direktor der Fa. Cramer-Klett in Nürnberg, Aufsichtsratsmitglied der MAN,
(4) Heute Hotel Alte Post Garni in der Dr.-Herrmann-Straße,
(5) 1902 Professor für Städte- und Kirchenbau an der TH Darmstadt, Denkmalpfleger für die Hessische Provinz, Erbauer des ersten Hochhauses in Deutschland (1915/16) in Jena mit 43 Metern Hohe

 
Klassische Ansicht

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