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Neues vom Stadtschreiber: Die Straßenbrücke über den Main zwischen Gustavsburg und Kostheim

von Hans-Benno Hauf

Im Jahr 1883 verfassen Bürger von Kostheim und Gustavsburg eine Eingabe an das Großherzogliche Ministerium des Innern und der Justiz um Erbauung einer festen Brücke über den Main und fügen Projektskizzen1 des in Kostheim geborenen Chefingenieurs Georg Dautel von der süddeutschen Brückenbaugesellschaft Gustavsburg bei. Es dauert bis zum Jahr 1889 als am 28. September die vom Werk Gustavsburg gebaute Straßenbrücke eingeweiht wird. Bei der Einweihung erhalten die Schulkinder einen „Brückenweck“, in den als besondere Attraktion ein halber Groschen eingebacken ist. Für die Benutzung müssen Fahrzeuge und Fußgänger einen Geldbetrag entrichten, der an den Brückenhäuschen (genannt Octroi-Häuschen2) bezahlt werden muss. Fußgänger zahlen drei Pfennige.

Schulkinder und Kirchgänger sind frei. Um das Brückengeld zu sparen, tragen manche Gustavsburger ein Gesang- oder Gebetsbuch bei sich, auch wenn sie nur eine der zahlreichen Gaststätten in Kostheim aufsuchen wollen. Als in den Inflationsjahren 1922/23 ein Brötchen bereits 5 Milliarden Mark kostet, bleibt der Brückenzoll bei den drei Pfennigen und die Brückennutzer müssen sich mit alten Kupfermünzen eindecken. Der Ärger ist vorprogrammiert, wenn man von den Brückenwärtern auf einen Hundertmillionen-Markscheinschein den „Rest“ heraushaben will. Der lästige Brückenzoll wird erst nach der Inflation abgeschafft. Am 2. März 1945 bombardieren die 9. US-Luftflotte mit Marauderverbänden3 und Mosquito-Bomber der Royal Air Force das MAN-Werk in Gustavsburg und versenken den mittleren Brückenteil. Nachdem am 25. März 1945 die Mainspitze von amerikanischen Truppen besetzt ist, stellen diese zunächst mit Pontons eine Fährverbindung her und einige Wochen später erhält die Ginsheimer Firma Schrepfer die Lizenz für die Einrichtung eines Fährbetriebs. Bereits am 19. Februar 1946 berichtet der „Mainzer Anzeiger“ von der Wiederherstellung der Brücke. Die endgültige Fertigstellung dauert aber noch das ganze Jahr 1947.


Bild: Heimatmuseum Ginsheim-Gustavsburg, Aufnahmedatum nicht bekannt

Text: teilweise nach Vorlagen von Claus Daschmann, Gustavsburg, 1990         

  1. im Original im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt
  2. französisch: Gewährung
  3. US-amerikanischer Mittelstreckenbomber „Martin B-26 Maurauder“

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