von Hans-Benno Hauf
Robert Gerald Hester1ist Angehöriger der amerikanischen Armee, dem „333 Engineer Special Service Regiment“ und arbeitet im Winter 1945/46 als Pionier am Bau der Mainzer Brücken.2 Um den Schiffsverkehr zu ermöglichen, wird am 18. Januar 1946 eine Behelfsbrücke über den Rhein gebaut und nach General George C. Marshall benannt. Gerald lernt Ilse Susanna Elisabetha3 kennen. Sie ist Tochter von Wilhelm4 und Berta Seib, geb. Merz aus der Neckarstraße in Ginsheim und arbeitet im Schreibbüro des MAN-Werks Gustavsburg. Sie spricht etwas Schulenglisch und wird in das Büro von Gerald Hester versetzt, der bei MAN noch vorhandene Brückenträger5 ausmisst. Ilse wird das deutsche blonde „Fräuleinwunder“ für Gerald. Die verliebten Gerald und Ilse wandern mit der 1948 in Wiesbaden geborenen Tochter Margaret Anne in die USA aus und heiraten 1949 in Hernando, Mississippi. Sie leben in dem kleinstädtischen Guin, im Marion County im US-Bundesstaat Alabama. Ihr Sohn Ernest Gerald Hester und seine spätere Frau Susan freuen sich über die 1980 geborene Caroline. Caroline besucht 1995 den Geburtsort ihrer Großmutter und noch hier lebende Verwandte. Ein Jahr später, im zweiten Jahr auf der Marion County High School, wird sie ausgewählt, am Samstag, den 29. Juni 1996 in dem 71 Meilen entfernten Fultondale die Olympische Flamme einen Kilometer lang auf dem Weg zu den Spielen in Atlanta6 zu tragen. Für die Großeltern, Eltern, Caroline, ihren Bruder John und auch für die Ginsheimer Verwandtschaft ein besonderer Tag. Aber auch eine Episode in deutsch-amerikanischer Nachkriegsgeschichte.
- geb. 1927
- Die Mainzer Südbrücke wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, am 17. März 1945, von Pionieren der Wehrmacht gesprengt, um die vorrückenden amerikanischen Truppen aufzuhalten.
- siehe Jahrgangsbild 1926 in Schulgebäude Ginsheim 1900 - 2000, Selbstverlag des Heimat- und Verkehrsvereins Ginsheim-Gustavsburg, aufgenommen 1940, 2. Reihe, von links, 4. Person ist Ilse Seib , verstorben 2008 in Guin, Alabama
- Sohn von Ludwig Seib und Katharina Hummel, Ginsheim
- die eigentlich für eine Brücke über den Don in Russland bestimmt waren, aber infolge des Kriegsendes nicht mehr dorthin ausgeliefert werden konnte
- Olympische Sommerspiele ab 19. Juli 1996 in Atlanta/Georga/USA

