Zeitung

von Hans-Benno Hauf

Im Jahr 1784 gibt Landgraf Max Ludwig[1] das Schrautenbachische Gut mit 303 hessischen Morgen an 20 Ginsheimer Bauern in Losen zum Lehen. Pfarrer Georg Daniel Justus Graul tritt sein Amt als evangelischer Pfarrer in Ginsheim an. Das Konsistoriumsgericht[2] in Darmstadt verurteilt den Valentin Gröcker wegen unehelichem Beischlaf mit der Anna Margarethe Schuster zur Zahlung von jährlich fünf Schilling auf die Dauer von 12 Jahren für das uneheliche Kind. Zum Anschaffen von Feuereimern verpflichtet die Gemeinde Johann Philipp Kirschner, Georg Hebel, Johann Philipp Volz, Philipp Heinrich Breidert, Nikolaus Krell, Nikolaus Merten und Nikolaus Rauch der Junge. Schon seit Januar führen Rhein und Main Hochwasser mit Eisgang. 

Am 27. Februar bricht der Damm zwischen Bischofsheim und dem alten Rüsselsheimer Friedhof. „Da ist der Main aus der Kreuzlach heruntergekommen und ist durch das Dorf[3] getrieben, durch die Rheingasse wieder in den Rhein. Das Wasser ist so groß gewesen, das die meisten Häuser zwei Stockwerke unter Wasser gestanden sind. In meiner Stube in der Rheingasse, in des Schultheiß Johann Adam Schneiders Stube und in der Pfarrstube hat`s fünf Schuh, in der Kirche sechs Fuß hoch das Wasser drein gestanden. Das Altar[4]und der Gemeindevorsteherstuhl sind in der Kirche herumgeschwommen. So im Protokollbuch des Gemeinderats von dem unbekannten Schreiber festgehalten. Schlamm und Dreck verhindern zwei Wochen lang den Gottesdienst, bevor solcher am Sonntag Okuli, dem  14.März, wieder gehalten werden kann. „Der liebe Gott lasse uns kein so großes Wasser und keinen so fürchterlichen Eisgang mehr erleben“ lässt Schultheiß Schneider niederschreiben[5]. Einhundert Jahre später ereilt Ginsheim die höchste und verheerendste Flut aller Zeiten.


[1] Landgraf von 1768 bis 1790
[2] bestehend aus Theologen und Juristen
[3] Ginsheim
[4] wohl hölzern und nicht aus Stein
[5] Übertragung aus dem Original im Stadtarchiv Mainz von Pfarrer Heinrich Tischner, Bensheim

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