Neues vom Stadtschreiber: Haupt und MainspitzeIn früheren Zeiten ist die Mündung des Mains in den Rhein wesentlich breiter und die Mainspitze eine große Rundung. Ihr sind mehrere Inseln vorgelagert, die bei Überschwemmungen ihre Gestalt verändern oder gar verschwinden und bisweilen von Menschenhand verändert werden. Erst im Zuge des Baus der Ludwigsbahn und der späteren Eisenbahnbrücke nach Mainz entsteht mit dem Einbau von Buhnen[1] eine Verengung der Mainmündung und dem damit verbundenen Landgewinn die heutige Mainspitze im engeren Sinne. Durch das ganze Mittelalter hindurch heißt das sumpfige Land zwischen ehemaliger Schiffswerft, heutigem Hafenbereich und dem Bleiaubach „das Haupt“. Kaiser Heinrich VII. fordert die Herzöge Ludwig und Rudolf von Bayern auf, zur Entscheidung ihres Streites vor ihm „am Ort genannt das Haupt, jenseits des Maines, wo dieser in den Rhein fließt[2]“ zu erscheinen. Die Schreibweise des Namens wechselt. „Hupte“, „Heupte“ oder „Hopte“ sind bekannt und der Ort findet 1352 in einer Friedensbekundung der Reichsstädte Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Oppenheim mit der Aufrichtung eines gemeinsamen Geleites ausdrückliche Erwähnung. Auch liefert die Mainzer Färcherordnung[3] von 1402 eine ziemlich genaue Umschreibung und benennt diese als „Häupter-Land“. Wann die Bezeichnung „Haupt“ außer Gebrauch gekommen ist, lässt sich wohl nicht mehr genau feststellen. In den Karten zur Belagerung der Stadt Mainz 1793[4] findet sich für das Gebiet südlich der Mainmündung der Eintrag „Kleinrheinspiz“ aber daneben auch schon „Mayn-spiz“. 1816 gebraucht der Historiograph[5] Schreiber in der „Geschichte des Großherzogtums Hessen“ das Wort „Mainspitze“. In den Flur- und Gemarkungsbezeichnungen findet „Mainspitze“ nie Eingang. Von je her heißt die Flur in Kostheimer Besitz bis 1806 „Wiesenfeld“ wie auch anschließend bis heute in der Ginsheimer Gemarkung. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich der Begriff Mainspitze örtlich stark ausgeweitet. Schon 1876 nennt sich in Rüsselsheim die neu gegründete Zeitung „Main-Spitze“[6]. Die Integrierte Gesamtschule, Bank, Baugenossenschaft, Abwasserverband sowie eine Vielzahl von Vereinen wirken heute durch den Namenszusatz Mainspitze in einem erweiterten Bereich. Und bundesweit bekannt gemacht wird das Mainspitzdreieck immer wieder im Verkehrswarnfunk. [1] Steindämme quer zum Flusslauf [2]„ in Almania, in loco dicto zu dem Hupte; ubi Mogus fluvius, Reni ingreditur“ [3] Ordnung der Fährleute [4] siehe Bildausschnitte [5] Geschichtsschreiber [6] Angaben nach Erich Neliba in Die Burg Nr. 24, Mai 1968t |