Neues vom Stadtschreiber ... "Schinderhannes" in Ginsheim?

Ein Schuster-Orth
 

Dieb, Räuber und Mörder – war der in fünf Filmen und Dichtung[1] auch verklärt dargestellte Räuber-hauptmann mit bürgerlichem Namen Johannes Bückler[2] tatsächlich in Ginsheim und ließ sich 1802 auf der Flucht vor den Gendarmen mit einem Nachen über den Rhein rudern?

In den von ihm zusammengetragenen Lebensdaten ist dies nicht zu finden. Gleichwohl ist bekannt, dass der Fahndungsdruck im französisch besetzten Rheinhessen ihn mehrfach zum Ausweichen in rechtsrheinische Gebiete zwang. Klein-Rohrheim ja, im Taunus auch, aber Ginsheim?

Nun hält sich schon seit über zweihundert Jahre die Erzählung, dass Schinderhannes den Ginsheimer Fährmann mit einem „Schuster-Orth“ (auch Ahle oder Pfriem) bezahlte, weil er kein Geld einstecken hatte. Der Überlieferung nach war der Fährmann ein Schuhmachermeister namens Fischer[3], der den „Orth“ gut gebrauchen konnte. Als die Familie Fischer die Schusterei aufgab, kam er in Besitz von Schuster Adam Rauch VII, der seine Werkstatt im Haus Ludwigstraße Ecke Schulstraße betrieb und seit dem Jahr 1900 auch Hausmeister der neu erbauten Schule war. 1930 übergab Adam Rauch seiner Tochter Elisabeth Selzer den Schuhverkauf[4], die gut erhaltene Schusterwerkstatt wurde verkauft und kam schließlich über die Familie Mayer in das Heimatmuseum: mit dem „Schinderhannes-Orth“.

In der Pfarr- und den Ginsheimer Familienchroniken Hübner und Guthmann ist die Legende nicht erwähnt. Also nur eine hübsche Andichtung für ein einfaches Schusterwerkzeug oder muss die Geschichte des Räuberhauptmanns mit einer Ginsheimer Episode ergänzt werden?



[1] Schauspiel von Carl Zuckmayer
[2] am 21.11.1803 in Mainz hingerichtet
[3] höchstwahrscheinlich Johann Georg Fischer * 06.01.1775 in Bischofsheim, + 03.10.1857 in Ginsheim,  dessen Sohn, Schuhmachermeister Johannes Fischer  mit Ehefrau Elisabetha geb. Hübner in der Hauptstraße 33 wohnte.
[4] bis zuletzt Schuhhaus Rauch-Selzer

 

Bitte wählen Sie Ihre Cookie-Präferenzen