Neues vom Stadtschreiber: Gustavsburger Statistik am 1. Januar 1899

Von 626 Einwohnern (Seelen)[1] sind 359 männlichen und 267 weiblichen Geschlechts. Der starke Männerüberschuss erklärt sich durch die verhältnismäßig große Zahl von 74 Untermietern (Afthermiether). In 57 bewohnten Häusern leben 121 Haushaltungsvorstände, 118 Ehefrauen, 160 männliche und 135 weibliche Kinder, 4 männliche und 14 weibliche Dienstboten.

109 Fabrikarbeiter (Schlosser, Schmiede, Schreiner, Stanzer, Schweißer u.a.), 11 Werkmeister und 2 Platzmeister, 8 Kranenführer, 3 Monteure, 3 Vorzeichner, 2 Ingenieure, 2 kaufmännische Angestellte, 1 Inspektor und ein Direktor sind in sieben Industriebetrieben beschäftigt – der größerer Teil der Belegschaft wohnt also schon damals auswärts. Aufgezählt sind die Bergbau-, Schifffahrts-Aktiengesellschaft Gebr. Kannengießer mit Brikettfabrik, das Preußische Kohlenwerk Franz Haniel, die Imprägnieranstalt Himmelsbach, die Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg AG mit Brückenbau, Kesselbau und Wagenbau, die Schiffswerft und Kesselschmiede Franz Schmitt, die Kohlenaufbereitungsanstalt Math. Stinnes und die Hessische Kupferwerk GmbH. Die Eisenbahn ist mit 5 Beamten, 1 Rangiermeister, 3 Wagenwärtern und 4 Bahnwärtern vertreten, die Schifffahrt mit einem Schleusenmeister und einem Wärter.

Das Handwerk zählt 1 Bäcker, 1 Metzger und 1 Rasierer, auch ein Heilgehilfe wohnt am Ort. Mit einem einzigen Polizeidiener, einem Postagenten und einem Lehrer kommen die staatlichen und kommunalen Behörden aus. Neun Gastwirte leben sicher nicht nur von der ortsansässigen Bevölkerung.

In Kleinwohnungen sind neun- und zwölfköpfige Familien untergebracht, hinzukommen oft auch noch die Untermieter. So ist es nicht verwunderlich, dass der Bürgerverein Gustavsburg um die Jahrhundertwende die katastrophale Wohnungsnot anprangert und die Gründung einer Baugenossenschaft fordert. Es dauert noch bis zum 19.11.1912 bis zur Gründung der „Gemeinnützigen Baugenossenschaft zu Gustavsburg eGmbH“.


[1] Quelle: handschriftliche Aufstellung, historisches Archiv im Heimatmuseum und Erich Neliba, 1962

 

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