Neues vom Stadtschreiber ... Vor 125 Jahren

 

von Hans-Benno Hauf

Vor 125 Jahren weihten die Ginsheimer am 6. Juli 1890 an der Einmündung Frankfurter Straße in die Rheinstraße das Denkmal zu Ehren der dreiundzwanzig Gefallenen des Krieges 1870/71 unter Mitwirkung des Militärvereins, dem Gesangverein I, dem Gesangverein Concordia, dem Feuerwehr Corps, dem Turnverein, sowie einer großen Anzahl Krieger- und Militärvereine aus der Umgebung ein. Unter Leitung des Großherzoglichen Bürgermeisters Philipp Schneider VII. hatte sich ein Komitee für den Entwurf der Karlsruher Marmorfabrik Rupp und Möller entschieden. 65 Jahre später, am 3. August 1955, musste es der Umgestaltung des Platzes, der Fahrbahnveränderung und der Errichtung eines Kiosks weichen und wurde in die Grünanlage des neu angelegten Friedrich-Ebert-Platzes versetzt. Dabei fand man zwischen Sockel und Obelisk eine Bleikapsel mit einer Urkunde mit folgendem Textbeginn:

„URKUNDE der Nachwelt gewidmet, ausgefertigt am 30. Juni 1890, bei der Gelegenheit der Erbauung eines Kriegerdenkmals zu Ginsheim am Rhein, Kreis Groß-Gerau, Provinz Starkenburg, Großherzogtum Hessen, Deutsches Reich. Dieses Denkmal wurde errichtet zur Erinnerung an die einmütige Erhebung des deutschen Volkes 1870/71 und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches und zwar: Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden Geschlechtern zur Nachahmung.“
Weiterhin gibt die Urkunde Auskunft über die Einwohnerzahl im Jahre 1885 (mit der Filiale Gustavsburg 1564), über drei Volksschulklassen mit drei Lehrern, einer Kleinkinderverwahranstalt in einem gemeindeeigenen Haus, eine Spar- und Darlehenskasse, zwei Krankenunterstützungsvereine, eine Viehversicherungskasse und einen Armenunterstützungsverein. Ein Hauptteil der Bevölkerung ernähre sich von Ackerbau und Viehzucht, ein anderer durch industrielle Beschäftigung in Fabriken, Eisenbahnen usw., der Rest Handwerker aller Art. Besondere Erwähnung findet die Brückenbauanstalt „Filiale der Süddeutschen Maschinenbauaktiengesellschaft in Nürnberg“. Gustavsburg „hat jetzt eine eigene Eisenbahnstation, eine Verbindung durch eine Eisenbahnbrücke mit Mainz, durch eine eiserne Fahrbrücke mit Kostheim, jetzt fünf Wirtschaften, nimmt fortwährend Aufschwung und sieht überhaupt einer hoffnungsvollen Zukunft entgegen.“1

Quellen:
1) historisches Gemeindearchiv

 

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