Neues vom Stadtschreiber: Richtfest in Notzeiten

ev. Kirche Ginsheim - Richtfest in Notzeiten
 

von Hans-Benno Hauf 

Ende April 1947 wird die Dachkonstruktion der Ginsheimer Kirche von der Werkstätte der Firma MAN, Werk Gustavsburg, fertiggestellt. Nachdem am 27. Juli 1947 das Anfahren der Baugeräte und der Stahlteile des Daches beginnt, ist am Freitag, 1. August, der erste stählerne Dachbinder aufgestellt. Am 23. August ist die Montage der ganzen Stahlkonstruktion von Kirchendach und Turm beendet und abends wird das Richtfest von den Bauleuten, Architekten Ernst Benner, Johann Diether und dem Kirchenvorstand im Saale der Gastwirtschaft Reinheimer in der Kirchgasse mit einem Nachtessen der damaligen Notzeit entsprechend gefeiert. „Viele Ginsheimer machen an jenem Abend einen Spaziergang an den Damm, um die angestrahlte Kirche mit ihrer Dachkonstruktion zu bewundern und sich zu freuen, daß sie nicht mehr den Eindruck einer völligen Ruine machte“, schreibt Pfarrer Wilhelm Blum[1]. Und Zeitzeuge Georg Stippler[2] erinnert sich:„ In der Schreinerei Volz in der Rheinstraße wurde ein achteckiger Stern aus Holz[3] gebaut, auf das Glockengerüst gestellt und von der Firma Heinz Herbert Volz beleuchtet. Das Stahlgerüst zum Aufhängen der Glocken wurde von der Firma MAN Gustavsburg geliefert, Monteure waren Wilhelm Malkmus, Ringstraße,  und Georg Dreyer, Stegstraße. Der Seilartist Traber[4] balancierte mit dem Motorrad vom Rathausturm zum Kirchturm und zurück. Die Ginsheimer Vereine haben einen Lampionkorso auf zwei Nachen des Wasserbauamtes, verbunden mit einem Holzboden, auf dem Altrhein gemacht und es spielte der Musikverein 1924.“


[1] Pfarrchronik und Festschrift zur Kircheneinweihung

[2] Ehrenkommandant der Ginsheimer Feuerwehr und Bürgerpreisträger Ginsheim-Gustavsburg

[3] siehe Bild, aufgenommen am 23.08.1947

[4] Artistenfamilie seit 1406 nachweisbar, heute in Breisach beheimatet

 

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