Neues vom Stadtschreiber: Reinheimer & Fischer - eine Ginsheimer Kohlenhandlungvon Hans-Benno Hauf Jakob
Fischer ist Schumacher und betreibt Landwirtschaft, Georg Reinheimer ist Landwirt
und auch Fischer. Beide schließen sich zusammen und gründen am 24. Juni 1870
eine Kohlenhandlung[1], denn
der Bedarf an solchem Brennstoff im Ort ist gestiegen und ein Nebenerwerb
erscheint sich zu lohnen. Im Frühjahr und Herbst kommen per Schiff Fettschrot
und Fettnuss in den Ginsheimer Hafen. Hier erfolgt die Entladung in Körben über
Treppen und schweren Laufdielen in bereitgestellte Schleppkarren und Fuhrwerke. Auch Bauschheimer und Astheimer kaufen direkt vom Schiff, die Restmengen werden
in der Hauptstraße 33 bei Jakob Fischer gelagert.
Später werden auch Union-Briketts[2] in den Handel
aufgenommen und ein weiteres Lager in der
Rheinstraße 11 eingerichtet. Ab den 30er Jahren des 20.
Jahrhunderts werden mehrmals im Jahr Briketts,
Steinkohlen und Nusskohlen mit dem Dampfkran der
Firma Friedrich Wilhelm Schrepfer aus den Schiffen
entladen und nur selten vertragen sich die Pferde vom
Fuhrwerk mit dem dampfenden Kran. Im März 1945
brennt das Lager in der Rheinstraße nach einem
Brandbomben-Luftangriff. Halle, Kohlenrolle,
Schleppkarren, Kohlen und viel Firmenzubehör wird
zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die ersten Kohlen verkauft, die aus einem im
Ginsheimer Hafen versenkten Schiff geborgen werden. Die Verteilung in halben Zentnern an Käufer in langen
Warteschlangen erfolgt durch die Gemeindeverwaltung auf Kohlenkarten. In der Folgezeit wird der große
Brennstoffmangel mit Rohbraunkohle sowie mit Holzlieferungen aus dem Hunsrück
überbrückt. Seit 1960 erfolgt die Anlieferung in Eisenbahnwaggons zum Bahnhof Mainz-Bischofsheim, wo mit
Förderbändern die Entladung erleichtert ist. Anfang 1961 kommt der Verkauf von
Heizöl hinzu und der ständig steigende Bedarf erfordert 1969 die Anschaffung
eines Kleintankwagens. Zum 100jährigen Bestehen 1970 hoffen die jetzigen Inhaber
Georg Fischer und Hans Reinheimer auf eine rentierliche Zukunft. Noch zwölf
Jahre führen beide die Firma, die anschließend von Tochter Ingrid Fischer und
ihrem Ehemann betrieben wird. Doch zunehmend übersteigt
der Aufwand die Erträge und „Reinheimer & Fischer“ schließt zum Jahresende
1993 für immer die Pforten. [1] Nach Aufzeichnungen von Georg Fischer 1970 mit Genehmigung von Ingrid Lohr geb. Fischer [2] aus Braunkohle, 6-Zoll-Ganzstein-Brikett mit ca. 18 cm Länge und 6 cm Breite und das 3-Zoll-Halbstein-Brikett in einer abgerundeten quadratischen Form/Wikipedia |