Neues vom Stadtschreiber: Abendkundgebung und Visionvon Hans-Benno Hauf „Der vom Hessischen Sängerbund angesetzte Werbetag für das Deutsche Lied wurde von der Sängervereinigung[1] am 29.06.1930 in Form einer Abendkundgebung am Rhein durchgeführt. Unter den Klängen der Ginsheimer Musikkapellen bewegte sich der Fackelzug der Sänger nach dem Rhein. Dortselbst bestiegen die Sänger mit ihren Fackeln an der Schwarzbachmündung die Fähre. Während sie volkstümliche Lieder und Rheinlieder sangen, bewegte sich die Fähre mit den Sängern, deren Fackeln sich im Wasser spiegelten, langsam den Rhein abwärts. Am Landungsplatz der Ginsheimer Boote angekommen (am sogenannten Brückendamm) grüßte sie am Rampen auf der Rheinaue ein Trompeter mit dem Solo „Die Post im Walde“ und anschließend führte die Damenabteilung des Turnvereins dortselbst bei bengalischer Beleuchtung einen Tanz auf. Die Ortseinwohner hatten sich fast restlos auf dem Damm eingefunden und dem Schauspiel zugesehen. Es sei noch erwähnt, dass diesem Tun weitgesteckte Ziele zugrunde lagen. Die Eingemeindung von Ginsheim-Gustavsburg, Bischofsheim zur Stadt Mainz war nach langjährigem Bemühen der Stadt in den Jahren 1929 auf 30 vollzogen worden. Der letzte Bürgermeister von Ginsheim-Gustavsburg und erste Ortsvorsteher von Ginsheim Peter Laun hatte sich mit sichtbar gutem Erfolg um den wirtschaftlichen Aufschwung, die Besserung der Verkehrsverbindungen, die Verschönerung von Ginsheim und der Hebung des Fremdverkehrs nach Ginsheim bemüht. Unter anderem trug er auch für die Errichtung des Ginsheimer Strandbades Sorge, das damals an heißen Sommertagen 2-3000 Besucher zählte. Auch bemühte er sich, leider ohne Erfolg, jahrelang um die Frischwasserzuführung für unseren idyllischen Altrhein, den Tummelplatz für Wassersportler und Angler. Die letzte Ginsheimer Rheinmühle hatte er ebenfalls in denselben heimgeholt. Nun sollte dieser Altrhein, den jeder echte Ginsheimer besonders in sein Herz geschlagen hat, der Schauplatz für eine ganz besondere Sache werden. Er, dem man in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zugunsten seines größeren Bruders das fließende Wasser durch die Erbauung des Steindammes genommen hatte, führte nun ein verträumtes Dasein. Dort hatte man Muse genug über historische Begebenheiten nachzudenken. Es fanden sich Münzen und alte Waffen in der Gemarkung, gedachte man der Römer, die über den Rhein ihre Straßen zogen. „Jung Siegfried war ein stolzer Knab“ sangen die Jungen in der Schule mit besonderer Hingabe, wenn ihnen erzählt wurde, daß der junge Held einst den Rhein hinauf nach Worms zog. Auch schlugen ihre Herzen höher, wenn sie hörten, daß Friedrich Barbarossa, als er den Ritterschlag zu Mainz empfing, mit seinem Tross über den Rhein setzte, um seine Jagdlust in den damals wildreichen Forsten ihrer Heimat zu befriedigen. Nicht minder begeisterten sie sich für den rheinischen Ginsheimer Rebellen und Wohltäter der Armen. Den Schinderhannes, welche Ginsheimer Schiffer, wenn er von Gendarmen verfolgt wurde, des öftern über den Rhein fuhren und der auch in den einsamen Gehöften der Rheinaue übernachtete. Kurzum irgendeine Begebenheit sollte den Stoff für ein Schauspiel abgeben und der Altrhein der Schauplatz werden. Der Träger dieser Idee führte ein bescheidenes Dasein in der Sängervereinigung, die einmal die Erstaufführung verwirklichen sollte. Vielleicht unterzieht sich ein anderer, der nach ihm kommen wird, dieser Aufgabe.“ Niedergeschrieben von Philipp Schneider, Vorsitzender der Sängervereinigung Ginsheim seit 1927, in seinen Erinnerungen für die Vereinschronik[2]. [1] von
Gesangverein 1842 und Gesangverein Concordia im Jahr 1924 |